Vor 200 Jahren gab die «Deposito-Cassa» der Stadt Bern zur Sanierung des Staatshaushalts die ersten Banknoten im Wert von 500 Franken aus. Seither sind Geldscheine aus dem Alltag von Herr und Frau Schweizer nicht mehr wegzudenken. Ein Ausflug in die Geschichte.
Während die Chinesen schon im 13. Jahrhundert Papiergeld verwendeten, kamen in Europa erst im 17. Jahrhundert die ersten Banknoten in Umlauf – zuerst in Schweden, dann in England und ab dem 18. Jahrhundert auch in den westeuropäischen Ländern und deren Kolonien. In der Schweiz verhinderte zunächst die Vielzahl der Staatswesen und die damit einhergehende Währungsvielfalt das Aufkommen von Banknoten. Doch im 19. Jahrhundert erlebte das Bankenwesen im Folgewasser der Industrialisierung starkes Wachstum – und so begannen auch hierzulande Banken mit der Herstellung von Papiergeld. Dieses war damals aber noch kein eigentliches Zahlungsmittel, sondern eher eine schriftliche Verpflichtung der Banken, bei Vorlage eines Geldscheins dem Inhaber die auf dem Schein angegebene Summe auf Sicht in Münzgeld auszuzahlen.
Das erste Papiergeld war mühsam – und risikobehaftet
Das bescherte dem Papiergeld etliche Nachteile. Da sich die Emittenten mit der Ausgabe von Banknoten quasi Kredit verschafften, wobei das Emissionsvolumen die Deckung in Edelmetallen meist überstieg, war das Risiko für die Benutzer ebenso eindeutig wie die stete Inflationsgefahr. Dennoch blieben die 1825 emittierten 500-Franken-Scheine der «Deposito-Cassa» der Stadt Bern nicht das einzige Papiergeld der Schweiz, wie sich im Historischen Lexikon der Schweiz nachlesen lässt. 1836 folgten die Bank in Zürich, 1837 die Bank in St. Gallen, 1844 die Bank in Basel sowie 1845 die Banque du Commerce in Genf und die Waadtländer Kantonalbank dem Beispiel der Berner Bank. Neben diesen kantonalen Banken lancierten ab den 1840er-Jahren auch einige private Banken eigene Banknoten. So gab es landesweit letztlich etwa 60 individuelle Banknoten diverser Banken.
Bei allen Umständen, die das Papiergeld damals insbesondere aufgrund seiner begrenzten Einsetzbarkeit, mangelhafter Sicherheit und bescheidener Haltbarkeit noch bescherte, erleichterte es doch zwei Dinge: den Grosshandel und den Geldtransport. Und natürlich steigerte es aufgrund seines Kreditcharakters die Liquidität der Banken.
1851: Der Schweizer Franken wird zur Einheitswährung
Mit der Einführung des Schweizer Frankens anno 1851/1852 mussten die herausgebenden Banken ihre Geldnoten, die zuvor nicht selten in Talern, Gulden oder anderen Einheiten galten, vereinheitlichen. Davon unberührt blieb die Souveränität der kantonalen Banken, eigene Banknoten in individueller Stückelung, Gestaltung und Qualität zu emittieren, unangetastet. Die Freiheit bezog sich überdies – für die Banken so wichtig wie für die Kunden riskant – auf die Notendeckung. Dies ungeachtet der Tatsache, dass einige Kantone bereits ab Ende der 1840er Vorschriften zu Deckungsverhältnis und teils auch zum Ausgabevolumen erlassen hatten.
Je grösser die Diversifizierung wurde, desto mehr Banken erkannten aber auch, dass die Vielfalt an Banknoten ihnen allen Probleme bescherte. Zudem verstärkte die durch den Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) provozierte Währungskrise die staatlichen Lenkungsbestrebungen. Andererseits nahm gerade in der Krise das Misstrauen gegen die Banknoten ab – aus der Not heraus, da Goldmünzen plötzlich gehortet wurden und Geldscheine zur willkommenen Möglichkeit wurden, grössere Geldgeschäfte speditiv abzuwickeln.
1881: Bundesgesetz zu Ausgabe und Einlösung von Banknoten
Nach Revision der Bundesverfassung von 1874 versuchte der Bundesrat, gestützt auf die ihm in Art. 39 BV zugeteilte Befugnis, ein Bundesgesetz über die Ausgabe und Einlösung von Banknoten zu erlassen. 1876 scheiterte das Ansinnen, doch 1881 wurde das Gesetz Realität. Dieses vereinheitlichte und beschränkte sodann die Stückelung der Banknoten auf Nominalwerte von 50, 100, 500 und 1000 Franken. Zugleich wurden die Formate und die Texte der Banknoten vereinheitlicht. Überdies wurden die Notenbanken einer gewissen staatlichen Kontrolle unterstellt, was das Risiko von Missbrauch und Nichterfüllung der Einlösepflicht minderte – und entsprechend das Vertrauen der Massen in die Banknoten weiter stärkte.
1891: Der Bund sichert sich das Banknotenmonopol
1891 sicherte sich der Bund durch eine neuerliche Revision von Artikel 39 BV das alleinige Banknotenmonopol. Zugleich wurde definiert, dass der Bund sein Recht zur Ausgabe von Banknoten einer Zentralbank übertragen kann. Damit konnte der Bund erstmalig die Geldmengen abhängig von der Nachfrage nach Banknoten steuern, also eine effektive geld- und Währungspolitik betreiben.
1907: Die SNB wird gegründet – hat aber gar keine Banknoten
Dennoch dauerte es noch bis 1907, ehe das Banknotenmonopol des Bundes mit der Gründung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) Realität wurde. Allerdings musste diese zunächst mit Interimsbanknoten arbeiten, da es dem Bund in all den vorangegangenen Jahren nicht in den Sinn gekommen war, die zur Eröffnung der SNB benötigten Banknoten zu gestalten und produzieren zu lassen. So wurden als «1. Serie» kurzerhand Interimsnoten anhand des Bildmusters der früheren Emissionsbanken gedruckt – ergänzt um eine überdruckte rote Rosette mit Schweizerkreuz. Die Kupferplatten für die Noten lieferte die Londoner Bradbury Wilkinson Ltd., Buchdruck und Nummerierung leistete die Berner Stämpfli & Co. und der Kupferdruck wurde in Einsiedeln vorgenommen, durch die Firma Benziger & Co.
© SNB
Frontseite der 50er-Note der 1. Serie von 1907.
1911: Die zweite und erste richtige Banknotenserie wird lanciert
So dauerte es nochmals vier Jahre, ehe anno 1911 – zwei Jahrzehnte nachdem der Bund sich das Banknotenmonopol gesichert hatte – die erste Serie von landesweit einheitlichen Schweizer-Franken-Noten emittiert wurde.
Gestaltet wurden die Noten von Ferdinand Hodler und Eugène Burnand, weshalb sie mit so bekannten Motiven wie «Holzfäller» und «Stickerinnen» aufwarteten. Die Stückelung der ersten Serie war sehenswert, denn sie beinhaltete neben den von Hodler und Burnand designten 50er-, 100er, 500er- und 1’000er-Scheinen, die allesamt bei Waterlow in London produziert wurden, auch solche mit Werten von
5, 10, 20 und 40 Franken. Der Grund: Die 5-Franken-Note sollte im Krisenfall die damals noch silberne 5-Franken-Münze ersetzen, die während einer schweren Krise sicher stark gehortet werden würde.
Gestaltet wurde der 5-Franken-Schein ebenso wie die 20er- und die 40er-Note von einem gewissen Herrn Balzer – Mitarbeiter bei Orell Füssli in Zürich, wo die drei Noten auch produziert wurden. Abweichend hiervon wurde die 10-Franken-Note von Gabriel Lory (fils) und Friedrich Moritz gestaltet und bei Waterlow in London gedruckt.
So wenig der Bund und die SNB also bei Gestaltung und Produktion eine klare Linie verfolgten, so wenig taten sie es auch bei der Emission der Noten. Die 10-Franken- und 40-Franken-Noten wurden niemals ausgegeben, der 20er-Schein wurde schon 1935 zurückgerufen und der 5-Franken-Schein blieb bis 1980 in Umlauf, als die Menschen schon die sechste Banknotenserie in ihren Portemonnaies hatten.
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Die 5er-Note der zweiten Serie von 1911 mit dem Porträt von Wilhelm Tell blieb 70 Jahre im Umlauf.
1918: Von fünf «Kriegsnoten» der dritten Serie wurden nur zwei emittiert
Zwischen 1918 und 1930 wurden drei 20-Franken-Scheine und zwei 100-Franken-Scheine als «Kriegsnoten» entworfen und teils auch ausgegeben. Von den beiden 100er-Noten, beide entworfen und produziert bei Orell Füssli, wurde nur eine emittiert. Die andere diente als Reservenote. Von den drei 20-Franken-Banknoten wurde ebenfalls nur eine Variante in Umlauf gebracht.
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Diese 100er-Note der dritten Serie von 1918 wurde emittiert, 1925 zurückgerufen und 1945 für wertlos erklärt.
1938: Orell Füssli produziert die vierte Serie – die nie emittiert wurde
Mitten im Zweiten Weltkrieg erteilte die SNB den beiden Malern Victor Surbek und Hans Erni den Auftrag, neue Noten in der Stückelung 50, 100, 500 und 1’000 Franken zu gestalten. Allerdings wurden nur die 1’000er-, die 100er- und die 50er-Noten von Orell Füssli gedruckt. Bei der 500er-Note wurde nur ein Probeabzug erstellt – und keine der Noten wurde jemals in Umlauf gesetzt.
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Diese 1’000er-Note der vierten Serie von 1938 wurde von Hans Erni gestaltet, tatsächlich produziert, aber nie emittiert.
1956: Mit Serie 5 kamen neue Noten auch wirklich in Umlauf
Von der fünften Banknotenserie der SNB wurden wiederum die vier Standard-Stückelungen 1’000, 500, 100 und 50 produziert. Diese wurden von Pierre Gauchat gestaltet und bilden – erstmals in der Schweizer Banknotengeschichte – eine thematische und formale Einheit, indem das Porträt der Vorderseite jeweils mit dem Sujet der Rückseite inhaltlich korrespondierte. Die Noten wurden bei Waterlow und De La Rue in London gedruckt und kamen alle am selben Tag, dem 14. Juni 1957, in Umlauf.
Bereits im Jahr davor (1956) wurden eine neue 20-Franken-Note sowie – erstmals in der Geschichte – auch eine 10er-Note ausgegeben. Beide Noten wurden von Hermann Eidenbenz designt und bei Orell Füssli in Zürich produziert.
Die sechs Noten blieben bis 30. April 1980 in Umlauf und wurden – zusammen mit der 5-Franken-Note der Notenserie von 1911 – am 1. Mai 1980 zurückgerufen. Wertlos wurden alle sieben Noten aber erst am 1. Mai 2000.
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Die 10er-Note der fünften Serie von 1956 zeigte Gottfried Keller und auf der Rückseite eine Nelkenwurz. Sie wurde erst im Jahr 2000 wertlos.
1976: Die SNB übernimmt das Zepter und Orell Füssli wird «Hoflieferantin»
Ende der 1960er-Jahre entschied die SNB, neue Banknoten künftig in Eigenregie zu realisieren – in Kooperation mit Künstlern, Druckern sowie Herstellern von Papier, Farben und Druckmaschinen. Zudem wurde das Konzept der formalen Einheit eines Themas für alle Banknoten auf alle Stückelungen ausgedehnt. Die Notenserie mit dem berühmten «Ameisli»-Schein (1’000er-Note) wurde von Ernst und Ursula Hiestand gestaltet. Gedruckt wurden erstmals alle Noten bei Orell Füssli in Zürich. Die Ausgabe der Noten erfolgte gestaffelt von Herbst 1976 bis Herbst 1979. Die Banknoten wurden per 1. Mai 2000 zurückgerufen. Sie sind keine offiziellen Zahlungsmittel mehr, können aber bei der SNB unbeschränkt zum Nennwert umgetauscht werden.
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Das berühmte «Ameisli»: Der 1’000-Franken-Schein der sechsten Serie von 1976 wurde ab April 1978 emittiert.
1984: Die siebte Serie war wiederum nur eine Reserve
Wie schon 1938 wurde 1984 eine komplette Banknotenserie für die Schublade produziert. Die sechs Noten stammten aus den Federn von Roger und Elisabeth Pfund, die den Wettbewerb für die sechste Serie gewonnen hatten, jedoch letztlich nicht zum Zug kamen. Die nie emittierte siebte Serie war zugleich die letzte Reserveserie.
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Die 500er-Note der siebte Serie von 1984 mit dem Porträt des Schweizer Mediziners und Universalgelehrten Albrecht von Haller.
1995: Die achte Serie überraschte mit einer 200er- statt der 500er-Note
Bei der Auswahl der auf den Banknoten abgebildeten Persönlichkeiten und ihrer Werke berücksichtigte die SNB multidisziplinäre Kunstrichtungen wie Architektur, Musik, darstellende Kunst sowie Literatur. Zudem trug sie der Sprach- und Kulturvielfalt der Schweiz Rechnung. Technologisch waren die Noten ebenfalls wegweisend. Statt versteckterwurde transparente Sicherheitsmerkmale integriert – unter anderem Irodin®-Ziffer, Mikrotext, Mikroperforierung, die mit Optically Variable Ink (OVI) gedruckte «Chamäleonzahl», UV-Merkmale und das Durchsichtsregister. Ein weiteres Novum der von Jörg Zintzmeyer entworfenen Serie waren tastbare Prägezeichen für Blinde und Sehbehinderte sowie maschinenlesbare Formate: Alle Noten dieser Serie hatten eine identische Breite (74 mm) bei variablen Längen (126 bis 181 mm).
Ungeachtet aller neuen Sicherheitsmerkmale war es diese Serie, die von einem grösseren Fälschungsskandal betroffen war: Rund 1’800 noch nicht ganz fertiggestellte Noten wurden während des Produktionsprozesses bei Orell Füssli entwendet. Da diese noch nicht alle Fertigungsstufen durchlaufen hatten, fehlten Seriennummern oder wurden nachträglich aufgedruckt. Auch die Mikroperforation war bei den unfertigen Banknoten nicht vorhanden oder manipuliert. Personen, die Blüten erhalten hatten, konnten diese bei der SNB umtauschen. Den Schaden trug Orell Füssli. Aufgefunden wurden von den entwendeten Scheinen letztlich nur wenige Dutzend.
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Die 10er-Note der achten Serie von 1995 polarisierte aufgrund ihrer kanariengelben Grundfärbung.
2016: Die aktuelle, neunte Schweizer Banknotenserie
Aktuell gültige Zahlungsmittel sind die sechs von Manuela Pfrunder gestalteten, bei Orell Füssli gedruckten und von April 2016 bis September 2019 schrittweise emittierten Banknoten der neunten Serie. Sie sind schmäler und kleiner als die vorherigen Noten – und noch sicherer.
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Die aktuelle 100er-Note wurde erst am 12. September 2019 in Umlauf gebracht – als letzte Note der neunten Serie von 2016.
Mehr Banknotenwissen im Magazin BLAULICHT – und auf www.snb.ch
Mehr zu den Sicherheitsmerkmalen der aktuellen Schweizer Geldscheine lesen Sie in einer gesonderten Geschichte zum 200-Jahr-Jubiläum der Schweizer Banknoten – im Magazin BLAULICHT, Ausgabe 3 des Jahrgangs 2025.
Vertiefendes Wissen zu den bisherigen, aktuellen und künftigen Schweizer Banknoten sowie den Geldmünzen der Schweiz – inklusive zahlreicher Bilder – finden Interessierte unter der Rubrik «Bargeld» auf der Website der SNB
www.snb.ch – in deutscher, französischer, italienischer und englischer Sprache.