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Erfand den ersten Leder-Feuerwehrstiefel und entwickelte HAIX vom Familienunternehmen zum Global Player: Ewald Haimerl (✝ 2019), hier mit dem superleichten «Fire Eagle» von 2015.Bis vor 30 Jahren rückten Feuerwehrkräfte meist in simplen Gummistiefeln aus. Dann entschied Ewald Haimerl, selbst Feuerwehrmann und Schuhmachermeister: «Das muss sich ändern!», und entwickelte den ersten funktionellen Feuerwehrstiefel aus Leder.
Erfolgsgeschichten gründen nicht selten auf Leidenschaft. Bestes Beispiel: die Entwicklung der HAIX Schuhe Produktions & Vertriebs GmbH aus dem bayerischen Mainburg vom Familienbetrieb zum Global Player, der Einsatz- und Rettungskräfte sowie Militärs und Spezialeinheiten aus aller Welt mit Schuhen und Stiefeln ausrüstet. 1948 von Xaver Haimerl als Schuhmacherbetrieb für verschiedene Modelle – von der Sandale bis zum Wanderstiefel – gegründet, zählt das Unternehmen heute etwa 1’700 Mitarbeitende und produziert rund 1,6 Millionen Paar Schuhe und Stiefel pro Jahr – und das ausschliesslich in Europa. Einerseits in Mainburg und andererseits im 2009 eröffneten, zwischenzeitlich mehrfach erweiterten Werk im kroatischen Mala Subotica.
Ewald Haimerl, Sohn des Gründers Xaver
Verantwortlich für den Erfolg des bis heute familiengeführten Unternehmens war Xaver Haimerls 1961 geborener und 2019 völlig unerwartet verstorbener Sohn Ewald Haimerl. Dieser stieg 1978 im Alter von 17 Jahren in den 20 Mitarbeitende zählenden Betrieb des Vaters ein. Nach bestandener Aufnahmeprüfung bei der Polizei verwarf er den ersten Berufsplan, absolvierte eine Lehre zum Schuhmacher – und engagierte sich bei der Freiwilligen Feuerwehr Mainburg, zu deren stellvertretendem Kommandant er später aufstieg. Wie alle Feuerwehrkräfte zu jener Zeit trug auch Ewald Haimerl im Einsatz Gummistiefel – und haderte mit deren schlechter Sicherheit und Passform.
© HerstellerBisherige Krönung der Entwicklung: der HAIX «Fire Hero 3», der laut Hersteller «sicherste Feuerwehrschuh der Welt».Nun war Ewald Haimerl aber keiner, der Dinge, die ihn störten, einfach hinzunehmen bereit war, sondern ein Macher. So investierte er viel Hirnschmalz, Fachwissen, handwerkliches Geschick, Zeit und Energie in die Suche nach einer Lösung. Nach Feierabend und an den Wochenenden tüftelte er emsig in der Werkstatt – und trat mit dem ersten HAIX-Feuerwehrstiefel wieder heraus. Der war komplett aus Leder gefertigt mit GORE-TEX-Membran – und deutlich bequemer, funktioneller sowie markant sicherer als selbst der beste Gummistiefel.
Von der Neuheit zum Bestseller
1992, als Ewald Haimerl die Firmenleitung übernahm, wurde der Feuerwehrstiefel «Fire Fighter» offizieller Teil des Sortiments – und spätestens 1994 auf der Interschutz in Hannover wurde klar: Das Engagement von Ewald Haimerl war Gold wert. Blaulichtkräfte und Militärs aus aller Welt wurden aufmerksam auf die bayerischen Funktionsschuhe – und bescherten dem Familienbetrieb, der sein Sortiment an Einsatzstiefeln und -schuhen stetig erweiterte, ein Rekordwachstum. 1999 überstieg die Produktion die Marke von 100’000 Paar Schuhen. 2010 wurde mit dem «Fire Hero» der zweite revolutionär neue Feuerwehrstiefel lanciert. 2015 arbeiteten erstmals 1’000 Menschen für HAIX und auf der Interschutz wurde mit dem 1’000 Gramm leichten «Fire Eagle» der weltweit leichteste Feuerwehrstiefel vorgestellt. 2016 knackten die Produktionszahlen dann die Millionenmarke.
Ein Dutzend Feuerwehrstiefel
Heute, 30 Jahre nachdem HAIX den ersten Feuerwehrstiefel ins Sortiment aufnahm, umfasst die Kollektion für Europa zwölf Feuerwehrstiefel-Modelle – vom Einsteigerstiefel «Fireman Yellow» über den speziell für Einsätze bei Vegetationsbränden entwickelten «Missuola 2.0» und diverse Varianten des «Fire Eagle» bis zum 2020 lancierten «Fire Hero 3.0», dem laut Hersteller «sichersten Feuerwehrschuh der Welt».
Letzterer erfüllt die Schnittschutzklasse Level 2 (Kettensäge-Laufgeschwindigkeit von bis zu 24 m/s) und ist dank GORE-CROSSTECH-Membran nicht nur wasserdicht und atmungsaktiv, sondern schützt auch zuverlässig vor Blut und Körperflüssigkeiten. Weitere Sicherheitsmerkmale sind die integrierte Stahlsohle für optimalen Durchtrittschutz sowie ein umfassendes 3-Zonen-Protektorensystem im Schienbein-, Rist- und Knöchelbereich. Für Komfort sorgen speziell entwickelte Leisten. Eine spezielle Absatzkante im Fersenbereich der griffigen Sohle gestaltet den Ausstieg besonders einfach – und das patentierte Zwei-Zonen-Schnürsystem erlaubt eine separate Anpassung des Stiefels im Rist- und Schaftbereich. Einmal eingestellt, kann dieser mit nur einem Zug blitzschnell optimal fixiert werden.
Innovativ von der Sohle bis zum Senkel
© Hersteller7 Generationen HAIX-Feuerwehrstiefel: erstes Modell (1980), «Fire Fighter» (1992), «Fire Flash» (2000), «Fire Flash Pro» (2005), «Fire Hero» (2010), «Fire Hero 2» (2013) und «Fire Eagle» (2015).Drei weitere Features zeigen zudem, wie konsequent HAIX entwickelt: Erstens ist der «Fire Hero 3.0» für die Verwendung orthopädischer Einlagen zugelassen. Zweitens verfügt er an der Innenseite des Schaftes über eine kleine Tasche, in der ein RFID-Chip (30 x 30 mm) Platz findet. Das erleichtert die zeitgemässe digitale Verwaltung der persönlichen Schutzausrüstung (PSA). Drittens ist der Stiefel mit Hightech-Schnürsenkeln ausgerüstet, die HAIX zusammen mit der österreichischen Seilspezialistin Teufelberger entwickelt hat. Sie haben eine Reissfestigkeit von 2’000 Newton (ca. 200 kg) und überstehen beim Scheuertest mehr als eine Million Zyklen – rund dreimal mehr als die hochwertigsten konventionellen Qualitätssenkel. HAIX musste sogar eine Spezialmaschine anfertigen, um die extrem widerstandsfähigen Senkel überhaupt auf Länge schneiden zu können.
Wie die Senkel werden auch alle weiteren Komponenten und Materialien, die in rund 120 Arbeitsschritten zum fertigen Feuerwehrstiefel vereint werden, umfassend getestet und samt und sonders in Europa hergestellt. So stellt HAIX sicher, dass die Feuerwehrstiefel alle Normen nicht nur erfüllen, sondern (bisweilen deutlich) übertreffen. Jedes Bauteil wird zudem separaten Tests (Beflammung, Temperaturstabilität, Temperaturisolation, Widerstandsfähigkeit gegen Druck, Schnitte, Durchdringung, Dämpfung, Abrieb etc.) unterzogen. Entsprechend dauert die Entwicklung einer neuen Modellgeneration, in die neben Dutzenden Spezialistinnen und Spezialisten der Haix-Forschungs- und -Entwicklungs auch Einsatzkräfte für Praxistests unter Realbedingungen eingebunden sind, meist zwei Jahre oder länger.
Hightech und Nachhaltigkeit
Nicht zuletzt verfolgt HAIX, heute unter anderem von zwei Kindern Ewald Haimerls erfolgreich geführt, bei der Entwicklung seiner Einsatzstiefel und -schuhe die Philosophie «Kein Element ohne Funktionalität». So sind die gelben Elemente an den Stiefeln und deren Sohlen keinesfalls nur reine Designelemente, sondern echte Sicherheits-features: Sie sorgen für mehr Sicherheit dank besserer Sichtbarkeit – und das sogar dann, wenn die Person, die sie trägt, im stark verrauchten Einsatzgebiet auf allen vieren krabbelt oder gar kriecht.
Ebenfalls zur Firmenphilosophie gehört «grünes» Denken. HAIX setzt auf erneuerbare Energien und widersetzt sich dem Wegwerf-Gedanken: In Mainburg sorgt der «HAIX Service» für fachmännische Reparaturen und Aufbereitungen. So werden Ressourcen und Rohstoffe geschont und mit HAIX-Schuhen und -Stiefeln ausgerüstete Einsatz- und Rettungskräfte können diese deutlich länger nutzen.