Mit dem BGK 2020 wird erstmals in der Geschichte der Polizeiausbildung der Einsatz digitaler Lerninstrumente national verbindlich. Wir fragten nach, was die innovative Lern- und Wissensumgebung «Konvink» ist – und welche Beiträge sie leistet.

Dr. Petra Hämmerle, co-fondatrice de KonvinkDr. Petra Hämmerle, co-fondatrice de KonvinkMit Inkrafttreten des Bildungspolitischen Gesamtkonzepts «BGK 2020» wurde auch die in der Schweiz entwickelte ­digitale Lern- und Wissensumgebung «Konvink» als Unterstützung für die Akteure vorgesehen. Diese wird im zweiten Ausbildungsjahr eingesetzt. Dr. Petra Hämmerle, Mitgründerin von Konvink, erklärt, wie die Lernumgebung funktioniert, welche Instrumente sie enthält und welche Funktionen diese haben.

Frau Hämmerle, was ist Konvink?

Konvink ist eine didaktisierte digitale Umgebung mit Lerninhalten, Arbeitsinstrumenten und vor allem Angeboten für die Gestaltung individueller Kompetenzentwicklung. Sie umfasst innovative Instrumente und Lösungen für kompetenzorientierte Aus- und Weiterbildung, das Wissens­management, die Lernortkooperation in der Grundbildung und die Überprüfung beruflicher Kompetenzen. Mit einem integrierten Redaktionssystem können unsere Kundinnen und Kunden ihre digitale Umgebung selbst pflegen und weiterentwickeln.

Wie muss man sich das vorstellen? Was sind Lerninstrumente?

Wenn wir das zweite Ausbildungsjahr bei der Polizeiausbildung betrachten, arbeiten die angehenden Polizistinnen und Polizisten mit einem persönlichen Portfolio. Dieses beinhaltet Praxisaufträge, ein Modul zur Dokumentation der Umsetzungen und die Standortbestimmungsinstrumente «Kompetenzraster» und «Dispositionscheck». Integriert ist hierfür ein Cockpit, in dem die Polizistinnen und Polizisten, aber auch deren Mentorinnen und Mentoren den Entwicklungsstand einsehen können. Dieses persönliche Portfolio wird am Ende des zweiten Ausbildungsjahres ausgewertet und der Bericht fliesst in die eidgenössische Berufsprüfung ein.

Das Kompetenzraster ist ein Selbst- und Fremdeinschätzungsinstrument. Es unterstützt eine ganzheitliche Kompetenzbewertung. Auf dieser Basis können die angehenden Polizeikräfte und die im Mentoring eingesetzten Personen geeignete Entwicklungsmassnahmen ableiten.

Beim Dispositionscheck geht es vor allem um die Werte und Haltungen im Polizeieinsatz. Das Instrument dient der Selbsterkenntnis bezüglich persönlicher Haltung, Einstellung und Motivation. Diese Werte werden transparent und somit diskutierbar.

Nutzen nur die Lernenden Konvink – oder auch die Ausbildnerinnen und Ausbildner?

Sowohl als auch. Die erste auf Konvink realisierte Lernumgebung adressiert die Praxisbegleiterinnen und Praxisbegleiter sowie die Mentorinnen und Mentoren. Diese mussten ja vorgängig ausgebildet werden, um «parat» zu sein, wenn die ersten Lernenden in die Korps kommen.

Sie finden auf Konvink einen «Blended Learning»-Lehrgang, der alles für die Praxisbegleitung und das Mentoring Wichtige vermittelt. Wie kann ich «On the job»-Lernprozesse wirkungsvoll begleiten und steuern? Wie werden Kompetenzen überprüft und fair bewertet?  Wie führe ich Gespräche mit den Aspirantinnen und Aspiranten? Der Kurs besteht aus Präsenzunterricht, digitalen Lerneinheiten und einem persönlichen Portfolio. Die Mentorinnen und Mentoren reflektieren darin ihre Tätigkeit, prüfen ihre eigene Kompetenz. So erfahren sie auch, wie das persönliche Portfolio funktioniert.

Ergänzend soll bis Anfang 2021 ein Controlling-Modul entwickelt werden, mit dem die Korps die Prozesse des zweiten Ausbildungsjahres überwachen, steuern und optimieren können. Das vereinfacht die Planung und Durchführung des zweiten Ausbildungsjahres.

Was unterscheidet Konvink von anderen E-Learning-Plattformen?

Konvink wurde konsequent für eine wirkungsvolle Etablierung beruflicher Kompetenz sowie für deren Überprüfung entwickelt. Zu diesem Zweck haben wir die Lerninhalte und Lerninstrumente didaktisch so strukturiert, dass effektive Handlungskompetenz gefördert wird. Herkömmliche E-Learning-Tools konzentrieren sich oftmals auf die Abbildung von Wissen und die organisatorischen Prozesse. Bei uns steht das kompetente Handeln von Berufspersonen im Fokus, also das Können, welches resultiert, wenn Wissen im Beruf korrekt angewendet wird. Anders ausgedrückt: Nur zu wissen, wie Fliegen funktioniert, genügt nicht, um tatsächlich fliegen zu können. Wir wollen aber, dass die Berufsleute in den Genuss des Fliegens kommen.

Jede Berufsperson verfügt auf Konvink über ihr persönliches Portfolio, mit welchem sie ihre berufliche Laufbahn gestalten und abbilden kann. Jederzeit und von jedem Ort aus. Die Aspirantinnen und Aspiranten beginnen im zweiten Ausbildungsjahr damit und nutzen das persönliche Portfolio – im Idealfall – auch während ihrer weiteren Laufbahn. Somit wird lebenslanges Lernen systematisch gefördert.

Nicht zuletzt war uns wichtig, unseren Kundinnen und Kunden ein Instrument zur Verfügung zu stellen, welches es ihnen erlaubt, ihre digitalen Lern- und Arbeitswelten eigenständig zu pflegen und zu entwickeln. Konvink ist daher so aufgebaut, dass das «Contentmanagement» einer Organisation einfach, übersichtlich und ansprechend vorgenommen werden kann. Somit können unsere Kundinnen und Kunden einen eigenen kleinen «Multi-Media-Verlag» aufbauen und ihre Aufgabe in der Bereitstellung von Know-how für Lern- und Arbeitsprozesse einfach und zielgerichtet wahrnehmen.

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