Das Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF und die italienische 3D-Softwarespezialistin Gexcel haben auf der Polizeiausrüstermesse GPEC in Frankfurt einen tragbaren 3D-Scanner für die Spurensicherung präsentiert.
Das mühsame Ausgiessen von zu sichernden Reifenspuren oder Fussabdrücken an einem Tatort gehört ab sofort in die Kategorie «Es war einmal». Denn neuerdings können solche Spuren ganz einfach gescannt werden – schnell, exakt und vor allem zerstörungsfrei. Möglich macht dies der tragbare 3D-Forensics-Scanner «kolibri cordless» in Kombination mit der 3D-Datenanalysesoftware «R3 Forensics». Entwickelt wurde beides auf Anforderungen der Polizei – und zwar von Spezialisten des Fraunhofen-IOF gemeinsam mit Entwicklern mehrerer Industriepartner und gefördert mit Geldern aus einem Forschungs- und Innovationsprogramm der EU.
Einer der Industriepartner, die Gexcel SRL aus Italien (www.gexcel.it), steuerte nicht nur die komplexe 3D-Software bei, sondern kümmert sich seit einigen Monaten auch um den Vertrieb der zwischenzeitlich ausgereiften Geräte. Diese wiegen etwa vier Kilogramm und sehen eher unscheinbar aus, haben es aber im wahrsten Sinn des Wortes in sich.
In dem robusten, wetterfesten Gehäuse verbergen sich zwei Kameras und ein Laser-Projektor (Klasse 1). Letzterer projiziert ein Streifenmuster auf den zu scannenden Abdruck, während die Kameras zeitgleich Bilder aus verschiedenen Winkeln schiessen. Wird das zu vermessende Objekt aus mindestens zwei Richtungen mit jeweils zwei um 90 Grad gedrehten Streifenmustern abfotografiert, können durch Auswertung der durch die Höhenstruktur des zu scannenden Objekts erzeugten «Krümmungen» und «Stufen» im projizierten Muster exakte 3D-Bilder des Abdrucks generiert werden. Die hierzu nötige 3D-Software, welche ein auf dem Bildschirm in allen drei Achsen frei drehbares 3D-Bild erzeugt, gehört ebenso zum Lieferumfang wie eine auf den forensischen Alltag abgestimmte Auswertungssoftware. Beide Lösungen sind intuitiv bedienbar und erlauben neben der detaillierten Analyse von Daten vor allem auch deren Archivierung.
Die dritte Kamera, oben auf dem Gehäuse des batteriebetriebenen Scanners montiert, dient übrigens nicht den eigentlichen 3D-Aufnahmen. Vielmehr hilft sie dem Operator beim Schiessen möglichst scharfer Bilder. Diese können, grob ausgewertet, unmittelbar auf einem kleinen Monitor betrachtet werden.
Canon-Kameras und Hartschalenkoffer
Das Gerät verfügt über einen Selbstkalibrierungsmechanismus und wird standardmässig mit einer Canon EOS 200D oder einer Canon 5D Mark IV bestückt. Ohne Kamera misst es 35 x 24 x 26 cm. Die Stromversorgung erfolgt über Akkus (24V DC), zum Transport kann alles in einem IP67-geschützten Koffer verstaut werden.