Anstatt mit Pferdegespannen braust der Rettungsdienst heute innerhalb von zehn Minuten an den Unglücksort: Die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte im Bereich des Rettungswesens sind enorm. Die Sanität Zürich feiert dieses Jahr ihr 125-jähriges Bestehen und wirft einen Blick zurück auf die Geschichte des Zürcher Sanitätskorps.
Die Sanität der Stadt Zürich leistet 37'000 Einsätze pro Jahr. Rund 120 Rettungssanitäter rücken regelmässig aus – zu jeder Tages- und Nachtzeit. Dem war nicht immer so. Nach der Vereinigung der zehn umliegenden Gemeinden zur neuen Stadtgemeinde Zürich wurde am 1. Januar 1893 das Sanitätskorps der Stadt Zürich gegründet.
Damals traten 14 Sanitätsmänner die Arbeit an. Zur Verfügung hatten sie acht Kranken- und Leichendroschken. Zu ihren täglichen Aufgaben gehörten neben Krankentransporten auch Desinfektionen, Lebensmittelkontrollen und sanitarische Wohnungskontrollen. Ein Jahr nach der Gründung hatten sie bereits über 1000 Kranken- sowie 65 Leichentransporte durchzuführen.
«Man kann ja nicht mehr als sterben … »
Ab 1910 fuhren die Sanitäter mit einem Elektromotor durch die Stadt. Dieses Krankenmobil (inzwischen ist dieser Begriff natürlich ausser Mode) fuhr zwischen 15 und 20 Stundenkilometer schnell, es musste von Hand bergaufgestossen werden. Die Reichweite lag bei 80 bis 90 Kilometern. Allerdings kostete der Transport damit rund einen Franken weniger als der Transport mit einem Pferdefuhrwerk. Und dennoch: Der Sanität Zürich wurden 1914 Sparmassnahmen aufgebrummt: Eilige Fälle durften nicht mehr ausgeführt werden –
schliesslich könne man ja nicht mehr als sterben, hiess es damals.
1920 kaufte die Sanität das erste benzinbetriebene Krankenauto: ein Occasionsmodell der Marke Benz. Diesem folgten später diverse andere Modelle, wie zum der Marken Minerva, Cadillac, Checker und Opel. So kamen zwischen 1942 und 1957 drei Tonnen schwere Cadillacs mit 320 PS zum Einsatz, die beim Treten des Gaspedals die Räder durchdrehen liessen. Zum Vergleich: Heute besitzen die Rettungswagen 190 PS auf ein Gewicht von ungefähr fünf Tonnen.
Ausbildung und Rettungssanitäterinnen
Mit der Einführung des Kardiomobils, des Vorläufers des Notarztsystems im Jahr 1971, veränderte sich das Aufgabenfeld – und die Ausbildung wurde zum festen Bestandteil des Sanitätsdienstes. Vorher wurde hauptsächlich auf die Routine erfahrener Mitarbeiter gesetzt. Neben den materiellen Fortschritten wurden mit der Professionalisierung der Rettungssanität in den Siebzigerjahren schliesslich auch die personellen Standards angehoben.
Die ersten Rettungssanitäterinnen wurden übrigens erst 1997 ausgebildet. Heute machen Frauen bereits rund die Hälfte aller Einsatzkräfte im Stadtzürcher Rettungsdienst aus.
Neben der Notfallversorgung und Kranken- und Verlegungstransporten gehören heute auch Transporte von Organen, Frühgeborenen oder intensivmedizinischen Fällen zu den Dienstleistungen des Rettungsdienstes.
2001 ist die Sanität Zürich vom Amt für Gesundheit und Umwelt in die neu gebildete Dienstabteilung Schutz & Rettung des Sicherheitsdepartements (vormals Polizeidepartement) Zürich übergegangen. Unter dem Dach Schutz und Rettung sind die Berufsfeuerwehr, der Rettungsdienst, der Zivilschutz, die Feuerpolizei, die Einsatzleitzentrale und die Höhere Fachschule für Rettungsberufe.
125-jähriges Bestehen
Am 8. und 9. Juni dieses Jahres feiert Schutz & Rettung das 125-jährige Bestehen der Sanität Zürich mit einem grossen Jubiläumsanlass in der Bahnhofshalle des Zürcher Hauptbahnhofes. Besucherinnen und Besucher erhalten während zwei Tagen die Möglichkeit, sich auf eine bewegte Zeitreise durch die Geschichte und Entwicklung des Rettungsdienstes zu begeben. Attraktionen zum Anschauen, Zuhören und Mitmachen bieten ein einmaliges Erlebnis.