© pixabayMit Momentum können nicht nur First Responder, sondern auch spezialisierte Retter wie die Alpinrettung alarmiert werden.Mit Momentum können nicht nur First Responder, sondern auch spezialisierte Retter wie die Alpinrettung alarmiert werden.Die sureVIVE SA aus Mendrisio im Tessin hat mit Momentum ein Alarmierungs- und Lagebildsystem entwickelt, das wie ein Energydrink wirkt: Es verleiht Einsatzkräften Flügel – weil durch verkürzte Hilfsfristen mehr Leben gerettet werden können.

Manche Leute fluchen über die Digitalisierung. Doch im Rettungswesen sind digitale ­Instrumente ein Segen. Bestes Beispiel ist das zwischenzeitlich bereits von 19 Kantonen sowie der Alpinen Rettung Schweiz eingesetzte Alarmierungs­system Momentum. Dieses wurde ursprünglich von der in Mendrisio beheimateten DOS-Gruppe entwickelt (siehe Box), mit dem Ziel, eine Plattform zu schaffen, über welche die Disponenten in den Leitstellen von Polizei, Sanität, Feuerwehr und Luftrettung landesweit möglichst schnell und zielgerichtet sowohl freiwillige Ersthelfer (z. B. Community First Responder, CFR) als auch ­spezialisierte Kräfte wie Berg- und Fliesswasser­retter aufbieten und an einen Notfallort schicken können. Zudem ermöglicht das System den aufgebotenen Rettern, sich schnell und einfach ein umfassendes Lagebild zu verschaffen.

Zu diesem Zweck setzt sureVIVE auf zwei Kompo­nenten: die Webplattform «Momentum», ­die als Alarmierungs- und Lagebildsystem gleicher­massen fungiert, kombiniert mit mobilen Apps für die Laien- und Spezialkräfte, die über diese aufgeboten werden, mit der Leitstelle kommunizieren und alle relevanten Daten eines Notfalls mit einem lokalen Lagebild abrufen können.

Geschwindigkeit ist alles

Zwar gibt es in der Schweiz unzählige professionelle Rettungsorganisationen – mit hervorragend ausgebildetem Personal und sehr guter technischer Ausrüstung. Doch auch deren Mitarbeiter müssen zuerst einmal an den Ort eines gemeldeten Notfalls gelangen – was Zeit braucht. Genau diese aber ist in vielen Notfallsituationen, insbesondere bei einem plötzlichen Herzstillstand (SCA), mehr als knapp. Oft ist sie zu knapp – weshalb in der Schweiz lediglich 5 Prozent der rund 8’000 Menschen, die jährlich einen plötzlichen Herzstillstand erleiden, überleben.

Kommt Hilfe indes schneller an – beispielsweise in Gestalt eines mit einem Defibrillator ausstaffierten CFR –, steigen die Überlebenschancen der Betroffenen markant. Denn mit jeder Minute, die verstreicht, bis eine Person mit Herzstillstand Erste Hilfe erhält, sinken ihre Überlebenschancen um 10 Prozent. Daher ist es enorm wichtig, dass Retter möglichst schnell, einfach und zielgerichtet in Marsch gesetzt werden können – mithilfe von Momentum. Dazu weiss ­Stefano Doninelli, der Momentum einst erdacht und ent­wickelt hat: «In gewissen Schweizer Kantonen, in denen die Softwarelösung Momentum eingesetzt wird, ist die Über­lebensrate der Betroffenen um fast 50 Prozent gestiegen.»

© pixabayIm Notfall – etwa bei einem Herzstillstand – ist schnelles Handeln überlebenswichtig. Momentum hilft, dass Retter möglichst schnell eintreffen.Im Notfall – etwa bei einem Herzstillstand – ist schnelles Handeln überlebenswichtig. Momentum hilft, dass Retter möglichst schnell eintreffen.So funktioniert Momentum

Herzstück der integralen Lösung ist ein von diversen Blaulichtorganisationen, der Alpinen Rettung Schweiz und verschiedenen anderen Rettungsorganisationen genutztes Alarmierungs- und Lagebildsystem für terrestrische und luftgestützte Rettungseinsätze. Geht ein Notruf ein, wird über Schnittstellen zu Einsatzleitsystemen oder die Webplattform «Momentum» die Alarmierung von First Respondern und anderen Einsatzkräften ausgelöst – über verschiedene Kanäle wie SMS, Push-Nachricht, Sprachanruf, E-Mail oder Pager. Dabei wählt ein patentierter, vielfach konfigurierbarer Alarmierungsalgorithmus automatisch oder anhand definierter Parameter die für den aktuell gemeldeten Notfall geeignetsten Ersthelfer oder Rettungskräfte aus – und alarmiert diese über die auf deren Smartphone installierte Momentum-App.

Auswahlkriterien für die Alarmierung sind zum Beispiel die georeferenzierte Alarmierung (aktueller Standort; möglichst nahe am Einsatzort), die Alarmierung basierend auf Wohngemeinden (oft aus Datenschutzgründen gewünscht), die Alarmierung nach Zeitplänen (beispielsweise Arbeit/Freizeit) oder die institutionelle Zugehörigkeit der Retter (CFR, Rapid Responder, Höhlenrettung oder andere).

Damit das ideal funktioniert, ist für die registrierten Laien- und Spezialretter ein individuelles Profil mit Angaben zur Einsatzfähigkeit hinterlegt. Beispielsweise kann sich ein First Responder an seinem aktuellen Aufenthaltsort (georeferenziert) oder fest an seinem Wohn- und Arbeitsort alarmieren lassen, was bald auch mit einer zeitlichen Verfügbarkeit verbunden werden kann. Damit wird gewährleistet, dass der Algorithmus mit hoher Treffergenauigkeit genau jene Rettungskräfte alarmiert, die einsatzbereit sind und den Ereignisort in kürzester Frist erreichen können.

Die Retter wiederum sehen in der Momentum-App sofort und sehr exakt den Einsatzort. Zudem werden sie detailliert über die Lage informiert, etwa, wo sich der nächstgelegene Defibrillator (AED) befindet oder wo in der Umgebung des Einsatzortes andere Einsatzkräfte aktiv sind. Optional ­können die am Einsatzort tätigen Retter mithilfe von «Momentum Eye» Bilder ihrer Umgebung per Videostream an die Leitstelle übertragen.

© zVgGeorg Hauzenberger ist seit November 2022 CEO der sureVIVE AG, die Momentum weiterentwickeln wird.Georg Hauzenberger ist seit November 2022 CEO der sureVIVE AG, die Momentum weiterentwickeln wird.«Durch die Vielzahl der zur Verfügung gestellten Informationen und deren übersichtliche Anordnung hilft Momentum, die Hilfsfrist zur Rettung von Menschenleben zu verkürzen. Zugleich ermöglicht es den Beizug verschiedener Gruppen von Laien- oder Spezialrettungskräften. Je nach Bedarf kann dies auch im selben Einsatz erfolgen – wobei alle ein ­gemeinsames Lagebild verwenden», erklärt Georg Hauzen­berger, seit November 2022 CEO der sureVIVE SA.

Er bemüht sich darum, derzeit noch weisse Flecken auf der Anwendungskarte (siehe Box) zu tilgen und bisher nicht im Momentum-Boot sitzende Kantone davon zu überzeugen, dass Momentum eine mehr als gute und daher auch bereits vielfach bewährte Sache ist. Andererseits strebt er nach technischer Optimierung und funktionaler Diversifizierung. Denn Georg Hauzenberger weiss: Momentum kann grundsätzlich weitaus mehr als nur First Responding.

Für mehr als nur First Responding

Zwar wurde das System einst gezielt für die Beschleunigung des Einsatzes von CFR entworfen. Zwischenzeitlich wird es aber auch vermehrt für die Alarmierung von professionellen Einsatzkräften eingesetzt und weiterentwickelt. Beispielsweise nutzen Rettungsdienste und Polizeikorps das System bereits, um genau jene Einsatzkräfte (beispielsweise Einsatz­leiter Sanität oder Polizeipatrouillen) aufbieten zu können, die den Einsatzort am schnellsten erreichen können –
und diesen ein Lagebild vor Ort zu geben. Betriebssanitäten können bei Unglücksfällen in ihrem Verantwortungsbereich via Momentum sehr schnell ihre Kräfte entsenden. Und mittlerweile gelingt es mit Momentum in Verbindung mit Telemedizin, Notalarme zielgerichteter an die jeweiligen dienst­habenden Ärzte zu richten, die mit «Momentum Eye» eine Video-, Audio- oder Chat-Verbindung aufbauen und so eine qualitativ gute Ferndiagnose erstellen und die nötigen Massnahmen einleiten können.

«Grundsätzlich kann der von Momentum generierte Algorithmus für beliebige Alarmierungsszenarien verwendet werden, da er individuell an die Art des Bedürfnisses sowie der zu dessen Bewältigung benötigten Personen adaptiert werden kann», sagt Georg Hauzenberger. «Durch Kombination der richtigen Parameter passt sich das System bestmöglich an definierte Gegebenheiten und Notwendigkeiten an. So können zum Beispiel Verfügbarkeitsstatus je Gruppe konfigurativ hinterlegt werden, welche dann in allen Benutzeroberflächen und Workflows im System angewendet ­werden. Entsprechend ist es für Blaulichtkräfte ebenso sinnstiftend nutzbar wie für die Ersthelfer-Alarmierung.»

Zudem hilft die App, Aufwände und Kosten zu reduzieren. Das diensthabende Personal muss ­weder händisch kon­trolliert noch telefonisch koordiniert werden. Momentum wählt einfach die geeignetsten der verfügbaren Personen aus – blitzschnell, zielsicher und automatisch. Und da es sich um einen Cloud-Dienst handelt, entfallen aufwendige Updates oder Instandhaltungsmassnahmen.

Last, but not least kann Momentum direkt vor Ort über eine mobile Anwendung genutzt werden, die auch für das Tablet verwendet werden kann, das dann als Kommandozentrale vor Ort fungiert. Damit können Einsatzgruppen ortsunabhängig koordiniert werden und der Standort einzelner Personen ist als Liveposition jederzeit überprüfbar. Heisst konkret: Einzelne Kräfte in einem Einsatzgebiet können ebenso überwacht und informiert werden wie ganze Mannschaften, beispielsweise eine Hundestaffel bei der Suche nach vermissten Personen oder ein Ambulanzteam während eines Einsatzes.

© zVgD 04 T&T Momentum dt 03D 04 T&T Momentum dt 03Ergänzende Lösung «DriveOnStreet»

Ergänzend zu Momentum bietet sureVIVE mit DriveOnStreet ein innovatives System für die Geolokalisierung von Einsatzfahrzeugen, deren Einsatzkoordination und die direkte Kommunikation zwischen einer Einsatzzentrale und einzelnen mobilen Einheiten an – inklusive Wegbeschreibung zum exakten Ort eines Einsatzes. Das System basiert auf handels­üblicher, flexibel einsetzbarer Hardware und liefert vielfältige Daten an die Zentrale, die sehr sinnstiftend sein können. «Mit DriveOnStreet erhalten Rettungsdienste ein deutliches Bild von den zur Verfügung stehenden Einsatzkräften, Einsatzfahrzeugen sowie zentrale Einsatzinformationen. Die Rettungswagendienste und Krankenhäuser verfügen damit über ein Ad-hoc-Instrument, das ihnen die Anzahl ankommender Rettungswagen sowie den Gesundheitszustand der damit transportierten Patienten vorab mitteilt. Das ermöglicht diesen beispielsweise die bestmögliche Organisation von Räumen und Mitarbeitern, um die ankommenden ­Patienten optimal versorgen zu können», erläutert Georg Hauzenberger.

Fazit

In Summe ermöglichen es Momentum und DriveOnStreet, unabhängig von den jeweiligen Aufgaben (Polizei, Feuerwehr, Sanität, Grenzwache etc.) Ressourcen und Einsatzkräfte individuell, schnell und optimal koordiniert einzusetzen – basierend auf dem durch das System geschaffenen einheitlichen Lagebild. Damit ist es eine wirkungsvolle Vervollständigung für alle Alarmkanäle, die Zeit, Ressourcen und ­Kosten spart und optimales Tempo im Einsatzfall generiert.

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