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Schlank, unverwechselbar und wirkungsvoll: Die Tyfonic®-Delta-Schallgeber von Kockum-Sonics-Sirenen sind überall in der Schweiz zu sehen – an rund 3’300 Standorten.Seit 1961 plant, entwickelt, produziert, installiert und wartet der Dübendorfer Familienbetrieb Kockum Sonics AG Lösungen für die grossflächige Alarmierung und Warnung. Treibende Kräfte hinter dem Erfolg sind – seit mehr als 40 Jahren – Herbert Loretz und – seit 12 Jahren – dessen Sohn Pascal, der seit 2021 Geschäftsführer ist.
«Die Geschichte von Kockum Sonics in der Schweiz begann im Jahr 1961», erinnert sich Herbert Loretz. «Damals evaluierte das Eidgenössische Militärdepartement EMD ein grossflächiges Warnsystem für die Stauseen im Land. Firmen aus aller Welt bewarben sich – darunter auch wir mit der Firma Ericsson, die damals für den gesamten Feuerwehrfunk verantwortlich zeichnete. Wir setzten auf das von der schwedischen Kockum Sonics seit 1920 als Trademark registrierte, pneumatisch betriebene <tyfon®>-Schallsignalgerät – und erhielten den Auftrag.»
Was Herbert Loretz damals wohl hoffte, aber nicht wusste: Es war der Startschuss für eine bis heute andauernde Erfolgsgeschichte. 1977 installierte Kockum Sonics pneumatische Alarmsirenen für den Wasseralarm der Stadt Zürich, in den 1980er-Jahren lieferte das Unternehmen Zivilschutzsirenen für die Schweizer Atomkraftwerke. 1988, auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs, erweiterten NEMP-sichere Sirenen das Portfolio. Heute, 62 Jahre nach dem ersten Auftrag des EMD, zeichnet Kockum Sonics für rund 3’300 der landesweit gesamthaft gut 5’200 Sirenenanlagen verantwortlich. Weltweit stehen gar rund 25’000 Sirenen von Kockum Sonics in Betrieb.
Von der Pneumatik zur Elektronik
Wurden Sirenen in den Anfängen grundsätzlich pneumatisch, also mit Druckluft betrieben, wird bei heute produzierten Sirenensystemen der Schall in aller Regel elektronisch erzeugt. Das spart Platz, weil weder Kompressor noch Drucklufttank benötigt werden, und erweiterte die Möglichkeiten markant. Es hat aber auch einen Nachteil, wie Herbert Loretz sagt: «Ein elektronisch erzeugter Ton ist immer sehr harmonisch. Daher wird er als leiser empfunden als ein pneumatisch erzeugter Ton derselben Lautstärke.»
Nichtsdestotrotz setzt auch Kockum Sonics vor allem auf elektronische Sirenensysteme. «Diese bieten einfach deutlich mehr Möglichkeiten», erklärt Pascal Loretz. «Zudem können wir bei der jüngsten Generation unserer elektronischer Sirenen dank integrierter IOT-Lösung essenziell wichtige Anlagendaten sammeln und einsehen. Das erleichtert die Sicherstellung der jederzeitigen Betriebsfähigkeit deutlich, weil wir dank der Systemdaten im Sinne von bereits reagieren können, noch ehe überhaupt ein Problem auftritt.» So erkenne das System beispielsweise, wenn eine Batterie zunehmend schwächer werde. Das erlaube es, diese auszutauschen, ehe der Ladestand überhaupt unter einen kritischen Wert absinke.
© Jörg RothweilerHerbert Loretz, hier vor der IOT-fähigen Version der elektronischen Sirenen von Kockum Sonics, blickt auf mehr als 40 Jahre Erfahrung in der Sirenenentwicklung zurück.Überdies, so Pascal Loretz, helfe die moderne Lösung dabei, Fehlalarmen vorzubeugen. «Früher hatten alle Sirenen einen externen Schlüsselschalter, über den die Sirene manuell ausgelöst werden kann. Diese Schalter, die meist irgendwo an einer Aussenwand des Gebäudes installiert sind, sind fehleranfällig. Ein Kabel kann beschädigt werden oder Wasser kann eindringen. Dann heult die Sirene plötzlich los – und muss manuell abgestellt werden, was seine Zeit dauert. Unsere Systeme haben daher einen digitalen Auslöser. Dieser erkennt eine Fehlauslösung, beispielsweise durch Wassereintritt, unterdrückt dann den Sirenenstart und informiert zugleich den Betreiber, damit der Schaden behoben werden kann.»
Mit der Installation allein ist es nicht getan
An dieser Stelle weist Herbert Loretz auf die Wichtigkeit regelmässiger Wartungsarbeiten für die Betriebssicherheit hin: «Der Unterhalt ist der vermutlich am meisten unterschätzte Bereich, wenn es um Sirenen geht», sagt er. «Zwar wird bei der Planung, Beschaffung und Installation einer neuen Sirene umfassend und engmaschig kontrolliert und geprüft – was richtig und wichtig ist. Aber bisweilen wird unterschätzt, dass ungeachtet modernster Technologien, robuster Anlagenkomponenten und stetiger Anlagenüberwachung eine regelmässige, fachmännische Wartung essenziell für die jederzeitige Betriebssicherheit der Anlage ist.»
Dabei, so Pascal Loretz, gehe es um gleich drei wichtige Dinge: «Erstens um die technische sowie visuelle Kontrolle, auch des Mastes und der Blitzschutzeinrichtungen. Zweitens gewinnen wir wichtige Erkenntnisse über den Systembetrieb und können eventuelle Schwachpunkte detektieren – was essenziell für die zielgerichtete Weiterentwicklung der Systeme ist. Drittens haben unsere Techniker im Rahmen der Wartung auch die Gelegenheit, die Kunden zu instruieren oder Fragen zu beantworten.»
Herbert Loretz äussert in diesem Zusammenhang die Anregung, dass für Sirenen eigentlich ebenso verbindliche Wartungspläne vorgeschrieben werden sollten, wie es für viele andere technische Geräte – vom Auto über den Lift und den Brandmelder bis hin zum Funkgerät – bereits der Fall ist: «Wir würden es begrüssen, wenn nicht nur für die Sirenen selbst Zertifizierungen vorgeschrieben wären, sondern auch für die Firmen, die sie herstellen und unterhalten», sagt er. «So wäre sichergestellt, dass Wartung und Unterhalt sachgerecht und mit den richtigen Mitteln ausgeführt werden. Dann käme es beispielsweise nicht mehr vor, dass Batterien verspätet gewechselt oder – aus Unwissenheit oder Kostengründen – gegen ungeeignete Produkte ausgetauscht werden. Das würde die Betriebssicherheit nachhaltig verbessern.»
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Eine regelmässige Wartung durch den Hersteller ist eminent wichtig für die Betriebssicherheit jeder Sirenenanlage.Von Staudamm über AKW bis zu Firmenhalle und Golfplatz
Wo heutzutage überall Sirenen von Kockum Sonics in Betrieb stehen, erstaunt. Denn das Unternehmen bestückt nicht nur kritische Infrastrukturen wie Staudämme, AKW oder Industrieanlagen mit grossflächig wirksamen Warn- und Alarmierungssystemen, sondern auch Fabrikhallen – und sogar Golfplätze, wie Pascal Loretz erläutert. «Ein gutes Beispiel für die Industrieanwendung ist die Georg Fischer AG. Dort herrschen aufgrund der Produktionsprozesse hohe Schallpegel, weshalb die Mitarbeitenden mit Gehörschutz arbeiten. Das birgt das Risiko, dass ein Alarmsignal, beispielsweise im Brandfall, nicht gehört wird. Daher installierten wir im Auftrag des Unternehmens in zwei Produktionshallen jeweils mehrere 130 dBA laute Delta-Doppelhörner. Deren Signal hört man immer! Und auf einem Golfplatz haben wir auch schon Sirenen installiert – für die zuverlässige Warnung der Golfspieler vor Gewittern.»
Nicht zuletzt für solche Spezialanwendungen, aber auch für den mobilen Einsatz sind elektronische Sirenen optimal geeignet. Denn diese bieten, anders als pneumatische Sirenen, die Möglichkeit, grundsätzlich jede Art von Tönen abzuspielen – auch Sprache, womit die Sirene zum überdimensionalen Megafon mutiert. «Dank der Möglichkeit, Sprache über die Sirenen auszusenden, können Warnungen, Aufforderungen oder Hinweise an die betroffene Bevölkerung stark konkretisiert werden», sagt Pascal Loretz. «Das gibt uns mehr Freiheitsgrade bei der Alarmierung – und eröffnet ganz neue Anwendungsgebiete. Beispielsweise haben wir an der Universität Bonn, einem gigantischen Glasbau, Sirenen montiert, die ein spezielles Vogelzwitschern ausstrahlen. Dieses hält in der Umgebung lebende Vögel davon ab, aufs Universitätsgelände zu fliegen, wo sie sonst häufig gegen die Glasscheiben prallen und sich meist tödlich verletzen.»
Generell sei die Erkenntnis wichtig, dass jede Alarmierung nur so gut ist wie die Verständlichkeit des Signals, das ausgesandt wird, ergänzt Herbert Loretz. «In der Schweiz haben wir nur zwei Alarme. Den generellen Alarm und den Wasseralarm. In Deutschland, Österreich und anderen Ländern gibt es aber mehr als nur diese zwei Signale. Jedes Land hat seine eigenen Sirenen-
alarme – und die Menschen kennen sie meist nicht einmal richtig. Hier hätte die EU die Möglichkeit, tatsächlich einmal für eine sinnvolle Harmonisierung zu sorgen», sagt er mit einem leichten Schmunzeln.
Die Ärmel diesbezüglich bereits aufgekrempelt hat Pascal Loretz. Er arbeitet aktuell an einer Masterarbeit zur Zukunft der grossflächigen Warnung und Alarmierung. Die Resultate dieser Arbeit werden direkt in die Produktentwicklung einfliessen. Denn Kockum Sonics will auch in den kommenden 60 Jahren das Mass der Dinge in der Sirenenalarmierung bleiben.
Infos und Kontakt: Kockum Sonics AG, 8600 Dübendorf, Tel. 044 823 10 75, www.kockumsonics-ag.ch