Der Traditionshersteller Canon ist weltberühmt für seine zivilen Produkte. Kaum jemand indes kennt die auf behördliche Anwendungen spezialisierten Produkte von «Canon Government». Wir baten Vertriebsspezialist Marcel Heß um Aufklärung.
Blaulicht: Herr Heß, wer oder was ist «Canon Government»?
Marcel Heß: Canon Government entwickelt und produziert Produkte für behördliche Anwendungen. Dabei fokussieren wir im Wesentlichen auf drei Bereiche: Spurensicherung & Forensik, Überwachung & Low-Light sowie Dokumentation.
Spurensicherung & Forensik via Kamera – was muss man sich darunter vorstellen?
In diesem Bereich steht die Infrarot-Technologie im Zentrum. Mit IR-Licht können geringste Mengen kohlenstoffhaltiger Substanzen – etwa Blut, Schmauch, aber auch Tinte – sichtbar gemacht werden. Direkt am Tatort, ohne Labortechnik, schnell, gerichtsverwertbar und berührungsfrei. Letzteres ist ein klarer Vorteil gegenüber anderen Nachweismethoden, etwa Luminol: Die Spuren bleiben für weitere Untersuchungen – namentlich DNA-Tests – erhalten.
Das Sichtbarmachen von Tinte ermöglicht es unter anderem, Dokumentenfälschungen aufzudecken. Dabei können sichtbare wie gelöschte, unter Verunreinigungen verborgene Schriften aufgedeckt werden – selbst auf verkohlten, vergilbten oder gealterten Dokumenten. Aber auch Tätowierungen in mumifizierter oder unter verkohlter Haut werden im IR-Foto sichtbar.
Auf welchen physikalischen Prinzipien beruht die Funktionsweise der IR-Bildtechnik?
Unterschiedliche Oberflächen respektive Materialien absorbieren oder reflektieren IR-Licht jeweils anders. Daraus ergeben sich sichtbare Kontrastunterschiede. Ein Beispiel: Schwarzes Gewebe reflektiert IR-Licht – und erscheint im IR-Bild hell. Blut absorbiert IR-Licht – und erscheint daher dunkel. Deshalb wird Blut auf schwarzer Kleidung, das bei Tageslicht kaum sichtbar ist, auf dem IR-Foto sofort erkennbar. Dasselbe gilt für Schmauchspuren.
Basierend auf diesem Prinzip können selbst geringe Spuren von Finger- oder Fussabdrücken auf einem Stoff und sogar Drogen oder Sprengstoff direkt am Tatort nachgewiesen werden.
Was wird dazu alles benötigt?
Grundsätzlich nicht mehr als eine speziell umgerüstete, mit Makro-Objektiven bestückte Kamera des Typs Canon EOS R6 – und eine IR-Lichtquelle, vorzugsweise ein spezieller IR-Blitz. Dann wird der Tatort verdunkelt, mit dem IR-Licht ausgeleuchtet und fotografiert oder gefilmt. Die so erstellten RAW-Format-Bilder werden dann mittels IR-Bildbearbeitungssoftware ausgewertet – vor Ort.
Natürlich müssen die Anwender*innen die Besonderheiten der IR-Fotografietechnik und der IR-Bildbearbeitung vorab erlernen. Dazu bietet Canon Beratung oder Leihstellungen an, damit erste Erfahrungen sammelt werden können – auf Wunsch auch unter realen Bedingungen bei den Kunden vor Ort.
Wenden wir uns dem Bereich Überwachung & Low-Light zu. Worum geht es dabei?
Verbrecher operieren oft unter dem Deckmantel der Nacht, im Verborgenen, im Dunkeln. Daher brauchen Behörden Kameras, die selbst unter schlechtesten Lichtverhältnissen Bilder in gerichtsverwertbarer Qualität aufnehmen. Modelle wie die Videokamera Canon ME20F-SHN. Diese wiegt nur 1,1 kg, ist mit 102 x 116 x 113 Millimeter sehr kompakt und kann als Einzel- oder Netzwerkkamera eingesetzt werden. Dank extremer ISO-Empfindlichkeiten von 800 (0 dB) bis über 4 Millionen (+75 dB) und 2,26-Megapixel-CMOS-Sensor erstellt sie immer klare Videos – in tiefster Nacht, an Land, unter Wasser und auch bei Sonnenlicht, da der IR-Filter via Fernsteuerung einfach ausgeschwenkt werden kann.
Wie dunkel darf es sein, damit die Kamera Farben und Personen noch sichtbar machen kann?
Die minimale Lichtmenge entspricht 0,0005 Lux. Das heisst: Bereits das unter einer verschlossenen Türe in einen ansonsten vollständig verdunkelten Raum eindringende Licht genügt! Dabei bleibt die Kamera selbst unsichtbar. Denn sie benötigt kein zusätzliches IR-Licht, wenn der Kameramann den Fokus per Knopfdruck automatisch justiert.
Was sind potenzielle Einsatzszenarien für diese Kamera?
Die Canon ME20F-SHN ist sowohl für Observationen als auch für stationäre Überwachungen prädestiniert. Ausgerüstet mit den gängigen Alarmfunktionen und gegebenenfalls kombiniert mit einer externen IR-Lichtquelle eignet sie sich für die Zutrittskontrolle ebenso wie für grössere Areale, namentlich Tiefgaragen, Behörden-Areale, Grenzanlagen oder auch Flugplätze.
Und was, wenn keine Videos, sondern Fotos wichtig sind?
Dann kann die bereits erwähnte IR-fähige Kamera Canon EOS R6 verwendet werden. Auch diese bietet ISO-Empfindlichkeiten bis zu ISO 204’800. Zudem sorgen spezielle Einstellungen für den elektronischen Sucher für bessere Observationsergebnisse für Behörden und Polizei.
Als dritten Bereich erwähnten Sie die Dokumentation.
Was ist dabei wichtig?
Die ermittlungstechnische und gerichtliche Verwertung von Fotos macht diese überhaupt erst wertvoll. Dabei spielen hochmobile, akkubetriebene Drucker wie der Canon Pixma TR150 eine grosse Rolle. Sie ermöglichen es, am Tatort aufgenommene Fotos direkt auszudrucken und zeitnah in die Ermittlungen einzubeziehen.
Der erwähnte Drucker ist klein, leicht und robust. Sein 3.7-Zoll-OLED-Display erleichtert die Bedienung – und dank vielfältiger kabelloser Konnektivität sowie Steuerung per Mobilgerät ist er überall sofort einsatzbereit. Vor allem aber arbeitet er mit hochwertigen Tinten. Diese bilden selbst dunkle Bereiche einer Aufnahme gestochen scharf ab – und bieten 100 Jahre Farbstabilität bei Albumaufbewahrung. Dadurch ist maximale Gerichtsverwertbarkeit garantiert.
Bei wem respektive wo erhalten interessierte behördliche Anwender*innen weitere Informationen?
Im Internet auf der dedizierten Webpage von Canon Government. Den für den Zugang nötigen Code erhalten nachweislich behördliche Anwender *innen bei der Canon (Schweiz) AG in Wallisellen oder von meiner für Behörden verantwortlichen Kollegin Nicole Emde (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) sowie natürlich auch von mir (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!).