Was ein neunköpfiges OK des Vereins SG Schluchi mit Unterstützung der Feuerwehr Seengen, des Feuerwehrvereins Seengen und der Jugendfeuerwehr Seetal am 13. August 2022 auf die Beine stellte, war eine hervorragende Werbung für die Arbeit der Schweizer Feuerwehren. Denn die Gäste erlebten auf dem Areal der Schule von Seengen einen ganzen Tag lang «brandheisse» Action.
Von früh am Morgen bis am späten Nachmittag kämpften 41 Vierer-Teams, bestehend aus je drei voll ausgerüsteten Atemschutzgeräteträger*innen plus Einsatzleiter*in, unter den strengen Augen der Kampfrichter gegen Flammen, den inneren Schweinehund und die Stoppuhr – und zwar an fünf Posten, wobei an jedem bis zu 150 Punkte geholt werden konnten, was ein theoretisches Maximum von 750 Punkten ergab.
Der erste Posten hiess «Brandcontainer» – wobei es eigentlich deren zwei waren, die hintereinander standen. Zunächst musste der erste, mit dichtem «Rauch» aus der Vernebelungsmaschine beschickte Container durchquert werden. Dabei galt es nicht nur, eine verborgene Person zu finden und zu bergen, sondern auch, den Löschschlauch durch den Container zu bugsieren – was alles andere als trivial war, da es in dessen Innerem nicht nur hinauf, nach links, rechts und wieder nach unten ging, sondern auch verstreute Möbelstücke und andere Gegenstände in den engen Durchgängen lauerten. War diese erste Hürde bewältigt, lauerte in einem zweiten Container ein Feuer. Um dieses löschen zu können, musste Mobiliar beiseitegeräumt und zielgerichtet mit dem Wasserstrahl gearbeitet werden. Zudem durfte nicht vergessen werden, den im hintersten Bereich verborgenen Käfig mit dem Kanarienvogel zu retten.
War dies geschafft, stand der geordnete Rückzug an – natürlich wieder quer durch den ersten Brandcontainer, inklusive Schlauch. Für all dies standen lediglich neun Minuten Zeit zur Verfügung.
Ebenfalls brandheiss war Posten 2 mit dem Titel «Unfall». An diesem mussten – ebenfalls in der Zeitvorgabe von neun Minuten – zunächst der Unfallort gesichert und sodann eine Kleinkindpuppe in der Babyschale, der Dummy auf dem Fahrersitz sowie eine Gasflasche aus dem Kofferraum eines Fahrzeugs geholt werden, dessen Motorraum lichterloh brannte. Anschliessend musste der Fahrzeugbrand natürlich noch gelöscht werden.
Weniger spektakulär, aber keineswegs einfacher war die dritte Aufgabe. Am Posten «Absuchen» konnten die Teams in einem vernebelten, stockdunklen unterirdischen Labyrinth demonstrieren, wie gut sie das systematische Absuchen unter Einhaltung der Sicherheitsvorschriften und der Nutzung üblicher Hilfsmittel beherrschen.
Posten 4, der «Geschicklichkeits-/Ausdauerparcours», war der körperlich anstrengendste Teil des Wettkampfs – insbesondere für jene Teams, die ihn am Nachmittag, als die Temperaturen an der 30-Grad-Marke kratzten, absolvierten. Auf dem heftig aufgeheizten Gummibelag des Schulsportplatzes mussten die drei Atemschutzträger*innen jedes Teams zunächst ihre in einer Schubkarre sitzende Einsatzleitung durch Pylonen hindurch und über Hindernisse hinweg schieben – im vollen Ornat, also mit rund 25 Kilogramm Ausrüstung auf dem Rücken. Danach galt es, mit winzigen Angeln Fische aus einem sich drehenden Teller zu angeln – wobei nur so lange Zeit zur Verfügung stand, wie der Einsatzleiter einen sechs Kilogramm schweren Kübel Sand halten konnte. Flach auf dem Bauch liegend und mit ausgestreckten Armen ... Nach dieser kurzen Verschnaufpause musste ein schwerer und unhandlicher Dummy über Paletten hinweg und unter diesen hindurch «gerettet» werden, ehe ein mannshoher Traktorreifen quer über den Platz transportiert werden musste – durch wiederholtes Überschlagen. Wer danach überhaupt noch Luft hatte, musste je zwei Speere auf ein markiertes Ziel schleudern, ehe zum Abschluss des Parcours noch zahlreiche Sandsäcke über eine Strecke von rund sechs Metern hinweg transportiert werden mussten.
Da die Muskeln spätestens nach dieser Aufgabe brannten wie Feuer, war an Posten 5 vor allem Hirnschmalz gefragt. In einem Quiz, bei dem die Fragen durch Würfeln «gewählt» wurden, konnten die Teams zeigen, wie gut sie die Theorie der Feuerwehrarbeit verinnerlicht haben. Drei Runden zu je fünf Fragen, natürlich mit steigendem Schwierigkeitsgrad, standen an, wobei jede falsche Antwort das sofortige Aus bedeutete. Immerhin gab es, wie bei «Wer wird Millionär?», drei hilfreiche Joker.
Während bei dieser fast schon bequemen Aufgabe immerhin elf Teams das Punktemaximum einheimsten, gelang dies an den anderen Posten keinem einzigen Quartett. Beim Autounfall teilten sich die «Innerschwiizer» der Regionalfeuerwehr Lenzburg und Team 1 der Feuerwehr Seon-Egliswil mit je 135,9 Punkten den Sieg vor Team 2 der Feuerwehr Hunzenschwil-Schafisheim, welches nur 0,1 Punkte weniger holte. Den anstrengenden Parcours absolvierte Team 1 der Feuerwehr Aare am besten – während im Brandcontainer Team 2 der Feuerwehr Hunzenschwil-Schafisheim einsame Spitze war. Die beste Leistung beim Absuchen im Labyrinth zeigte die Mannschaft 2 der Feuerwehr Buchsi-Oenz.
Ohne einen einzigen Postensieg ging der Tag für das Team 1 der Feuerwehr Thunstetten-Bützberg zu Ende. Trotzdem holte dieses Team den Tagessieg –
dank solider Leistungen an allen Posten, wobei es beim Absuchen sogar für Silber reichte. Gesamtrang 2 ging an die Feuerwehr Kirchberg BE, vor Team 1 der Feuerwehr Rüeggisberg, welches das Podest komplettierte.
So spannend der Wettkampf war, so abwechslungsreich präsentierte sich das Rahmenprogramm. Neben einer Live-Vorführung des bärenstarken Tanklöschfahrzeugs «Panther» der Schweizer Luftwaffe, das in Emmen stationiert ist, konnten diverse Feuerwehrfahrzeuge vor Ort bestaunt
werden. Wer wollte, konnte zudem mit der Auszugsdrehleiter in schwindelerregende 35 Meter Höhe aufsteigen – und wurde dort mit einem sensationellen Rundblick für die Geduld beim Schlangestehen belohnt. Im Festzelt gab es Grilladen und kalte Getränke – und am Abend eine feucht-fröhliche Firefighter-Party.
Nicht erst nach dieser stand fest: Das OK um Marco Zobrist verdient höchste Anerkennung. An allen Posten lief das Tagesprogramm reibungslos, die Ruheplätze unter den Dächern der Velounterstände des Schulhauses waren grosszügig, die Mittagsverpflegung für die teilnehmenden Teams sehr fein und die Pünktlichkeit der Programmpunkte auf SBB-Niveau. Kleine Schwächen wie einige fehlerhafte Zuordnungen der im Tagesverlauf geschossenen Teamfotos auf den Zertifikaten, die jedes Team nur gut eine Stunde nach Ende des Wettkampfes ausgehändigt erhielt, oder die kleine Verzögerung beim Start der Siegerehrung waren verschmerzbar. Zumal Letztere darauf gründete, dass in ebendieser guten Stunde alle Wettkampfstätten abgebaut und aufgeräumt wurden – eine Meisterleistung!
Nach dieser sehr erfolgreichen Neuauflage des Wettkampfs wird es auch kommendes Jahr wieder einen Atemschutz-Wettkampf in Seengen geben. Dieser soll am
12. August 2023 über die Bühne gehen. Feuerwehren, die mitmachen wollen, könne sich ab sofort über die Website www.atemschutz-wettkampf.ch anmelden.
Herr Tedde, seit 2021 bietet der von Ihnen gegründete Berufsfachverband Schweiz für Desinfektoren und Tatortreiniger «HygiA» den Bildungsgang «Staatlich geprüfte*r Desinfektor*in» nach DIN EN ISO/IEC 17024 sowie die Weiterbildung «Tatortreiniger*in» an. Wie kommen diese zwei doch etwas speziellen Ausbildungen an?
Grundsätzlich sehr gut. Wir konnten an den ersten vier Kursen in den Jahren 2021 und 2022 knapp 20 Personen begrüssen, welche die Ausbildung auch alle abgeschlossen haben. Angesichts der Tatsache, dass es sich um ein ganz neues Angebot handelt und dass die Corona-Pandemie alles doch ziemlich erschwert hat, sind wir zufrieden. Daher werden wir auch im Mai 2023 wieder einen Kurs «Staatlich geprüfte*r Desinfektor*in» durchführen.
Wen adressieren Sie mit dieser Ausbildung – und was sollten Interessierte mitbringen?
Teilnahmeberechtigt sind alle Personen, die über einen Abschluss auf Niveau Sekundarschule 1 oder einen vergleichbaren Bildungsstand verfügen sowie Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung respektive einem Nachweis über die Erfüllung der Berufsschulpflicht. Zudem müssen die Auszubildenden für den Online-Teil der Ausbildung über PC/Notebook mit Internetzugang, Lautsprecher, Kopfhörer und Webcam verfügen.
Die Ausbildung richtet sich an Menschen, die eine hohe Motivation sowie die Bereitschaft mitbringen, unter den speziellen Bedingungen, welche die Berufsbilder Desinfektor*in und/oder Tatortreiniger*in mit sich bringen, zu arbeiten. Zudem ist es wichtig, dass die Auszubildenden gewillt sind, sich an Vorschriften zu halten. Zuverlässigkeit, Genauigkeit und Disziplin müssen ebenso zu ihren inneren Werten zählen wie die Fähigkeit zu selbstkritischem Verhalten. Sie dürfen sich nicht scheuen, eigene Fehler einzugestehen und zu beheben. Und die Auszubildenden sollten in der Lage sein, Zusammenhänge richtig zu erfassen und adäquate Schlüsse zu ziehen, um dann vorschriftskonform und verantwortungsbewusst zu agieren.
Was beinhaltet die Ausbildung «Staatlich geprüfte*r Desinfektor*in»?
Die Ausbildung befähigt die Teilnehmenden, als qualifizierte Hygienefachkraft Desinfektionen – auch behördlich angeordnete – korrekt und wirkungsvoll durchzuführen. Basierend auf Erkenntnissen des Robert-Koch-Instituts (RKI), der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Bundesamts für Gesundheit (BAG) vermitteln erfahrene Dozenten entsprechendes Fachwissen aus zahlreichen Themenbereichen. Dazu gehören Bakteriologie, Virologie, Mykologie, Toxikologie und Ökologie, aber auch Desinfektionspraktiken, Gerätekunde, Arbeitsschutz, Trinkwasser- und Lebensmittelhygiene, Schädlingskunde und Entwesung sowie fachliche und rechtliche Vorschriften.
Wie lange dauert die Ausbildung?
Die Ausbildung dauert drei Wochen – vom 8. bis 26. Mai 2023 – und gliedert sich in zwei Phasen. Vom 8. bis 19. Mai 2023 absolvieren die Auszubildenden eine Online-Schulung, gefolgt von einer Woche Präsenzunterricht mit praktischen Übungen in Beinwil am See. Den Abschluss bildet am 26. Mai 2023 die Prüfung. Diese erfolgt schriftlich, mündlich und praktisch.
Was kostet die Ausbildung?
Der Kurs kostet regulär 6’980 Franken pro Person. Aufgrund der coronabedingten Probleme gewähren wir aber auf den Kurs im Mai 2023 nochmals einen Einführungsrabatt in Höhe von 10 Prozent. Und wer Mitglied beim Verband «HygiA» ist, erhält zusätzlich weitere 5 Prozent Preisnachlass.
Gibt es für die Absolvent*innen die Möglichkeit, sich im Anschluss noch weiterzubilden?
Ja. Alle Personen, welche die Ausbildung «Staatlich geprüfte*r Desinfektor*in» erfolgreich abgeschlossen haben, können sich, ebenso wie ausgebildete Gebäudereiniger, in einem von HygiA entwickelten Spezialisierungskurs zum/r «Tatortreiniger*in» weiterbilden. Dabei eignen Sie sich vertieftes Wissen rund um die Behandlung von Leichenfundorten an. Im theoretischen Teil geht es unter anderem um die Geruchssanierung sowie um giftfreie Massnahmen gegen Schädlinge. Der darauf aufbauende praktische Teil vermittelt die zugehörigen effektiven Handlungskompetenzen.
Was kostet diese Weiterbildung?
Personen, welche die Ausbildung «Staatlich geprüfte*r Desinfektor*in» innerhalb der letzten 24 Monate absolviert haben, bezahlen eine Gebühr von 2’490 Franken. Auf diesen Preis gewähren wir 2023 ebenfalls 10 Prozent Einführungsrabatt sowie zusätzliche 5 Prozent Rabatt für Verbandsmitglieder.
Wo erhalten interessierte Personen weitere Auskünfte?
Beim Berufsfachverband Schweiz für Desinfektoren und Tatortreiniger «HygiA», Tel. 058 510 94 90, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.hygia.ch.
Blaulichtkräfte haben im Verkehr ein besonders hohes Unfallrisiko. Das ist seit langer Zeit bekannt. Weniger bekannt ist, wie effizient mit gezielten Trainings im Fahrsimulator die Risiken gesenkt werden können – obwohl diese Art der Aus- und Weiterbildung in der Luftfahrt seit Jahrzehnten international bewährt ist.
Nun geht die gemeinsame Rettungsschule der Landesverbände von Deutschem Rotem Kreuz (DRK) und Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) in Sachsen-Anhalt in die Offensive. Im Frühsommer 2022 hat sie einen hochmodernen mobilen Fahrsimulator des Berliner Herstellers SiFaT Road Safety (siehe Box) angeschafft, mit dem Blaulichtfahrten effektiv, sicher und flexibel trainiert werden können.
Andreas Heine, Dozent für Aus-, Fort- und Weiterbildung an der Landesrettungsschule, erklärt dazu: «Die Landesrettungsschule ist an zwei Standorten aktiv – in Halle und in Magdeburg. Daher haben wir die mobile Variante gewählt, bei welcher der Simulator in einem Anhänger installiert ist. So können wir diesen bedarfsgerecht an beiden Standorten nutzen – und auch für Vor-Ort-Trainings einsetzen. Das beschert uns Flexibilität, spart Kosten und ermöglicht eine gute Auslastung.»
Im Vorfeld analysierte die Landesrettungsschule die Effizienz des Simulatortrainings – und war von den Resultaten beeindruckt. «Die Simulatorschulung ist, wie erste Erfahrungen zeigen, klar wirkungsvoller als selbst der beste Theorieunterricht», sagt Heine. Zudem berge sie keinerlei Risiken – im Gegensatz zu praktischen Fahrtrainings, auch wenn diese auf abgesperrten, gut gesicherten Arealen durchgeführt werden. Er ist daher überzeugt: «Jede im aktiven Rettungsdienst tätige Person profitiert, wenn sie potenziell mögliche Risikosituationen in einem absolut sicheren und doch sehr realistischen Umfeld erleben kann.» Das Simulatortraining schärfe das Risikobewusstsein und führe zu einer nachhaltig reduzierten Risikobereitschaft im Realeinsatz.
Für Klaus Haller, Geschäftsführer der auf Hightech-Simulatoren spezialisierten SiFaT Road Safety GmbH, ist diese Erkenntnis das Hauptargument für den Einsatz von Fahrsimulatoren in der Ausbildung. «Die Intention von Einsatzkräften, Leben zu retten, Menschen in Not beizustehen, darf für diese selbst kein unkalkulierbares Sicherheitsrisiko darstellen. Da aber niemand die potenziellen Risiken komplett auszuschliessen vermag, müssen wir alles dafür tun, dass Blaulichtkräfte möglichst sicher, effizient und realistisch üben können.» Im Fahrsimulator, betont er, gelinge das ebenso gut, aber günstiger, flexibler, umweltfreundlicher und sicherer als auf dem klassischen, abgesperrten Übungsgelände.
Die beim DRK in Halle eingesetzten mobilen Simulatoren verfügen analog zu den stationären Fahrsimulatoren der SiFaT Road Safety GmbH über einen Ausbildungsplatz und einen Arbeitsplatz für die Trainingsleitung. Sie sind in einem Anhänger installiert – und können so von einem Pkw oder Leichttransporter an den jeweiligen Ausbildungsort gezogen werden.
Das beschert gleich mehrere Vorteile: Erstens können Ausbildungen an verschiedenen Orten durchgeführt werden – auch dort, wo es keine Schulungsräume gibt. Das sorgt für Flexibilität und steigert – zweiter Vorteil – die Attraktivität der Schulungen. Denn naturgemäss steigt die Bereitschaft der Zielpersonen, an einem Training teilzunehmen, wenn dieses an einem möglichst nahe gelegenen, einfach zu erreichenden Ort abgehalten wird.
Wie stationäre Anlagen ermöglichen auch die mobilen Simulatoren ein witterungsunabhängiges Training – zu jeder Jahreszeit. Denn die Anhänger sind sehr kompakt und finden daher in nahezu jeder Fahrzeughalle Platz.
Auch wenn anfangs alles etwas synthetisch wirkt, fühlen sich die Auszubildenden im Simulator rasch vergleichbar «heimisch» wie im Führerstand ihres Einsatzfahrzeugs. Wie in diesem gibt es Lenkrad, Pedalerie und ein Cockpit inklusive Tachometer und weiterer Anzeigen. Darüber thronen drei grosse Bildschirme, über welche die zu übenden Fahrsituationen eingespielt werden. Dabei bewegt sich der auf einer Bewegungsplattform montierte Fahrzeugsitz, was eine nicht nur optisch, sondern auch körperlich wahrnehmbare künstliche Realität erzeugt – zugunsten hoher Trainingsintensität.
Diese aber sei, erklärt Haller, eminent für den nachhaltigen Trainingserfolg. «Im Simulator können die Einsatzkräfte sehr gut auf Blaulichtfahrten vorbereitet werden, die – aus nachvollziehbaren Gründen – ja nicht im normalen Strassenverkehr geübt werden können. Dabei kommt es – anders als im Theorieunterricht – zu einer bewussten Auseinandersetzung mit dem persönlichen Risiko im Einsatz.» Insbesondere würden dabei Fragen wie «Was kann ich mir zutrauen?» oder «Wo muss ich bewusst langsam fahren, um sicher am Einsatzort anzukommen und nicht den gesamten Einsatz zu vermasseln?» beantwortet.
Im Juli 2022 gab der Berliner Hersteller bekannt, dass er die Ausschreibung für die Lieferung von 30 Fahrsimulatoren für die Schweizer Armee gewonnen hat. Letztere will mit diesen an fünf Standorten jährlich insgesamt rund 1’450 Motorfahrzeugführer*innen ausbilden. Vier Standorte erhalten jeweils fünf Ausbildungssimulatoren plus einen Trainer-Arbeitsplatz. Der fünfte Standort wird mit der doppelten Zahl von Geräten ausgestattet.
An jedem der fünf Standorte durchlaufen die Auszubildenden das gesamte Schulungsprogramm selbstständig und werden nur im Bedarfsfall von den Trainern an der jeweiligen Betreuerstation individuell unterstützt. Möglich wird dies durch eine integrierte KI-Lösung, wie Haller erklärt: «Die Auszubildenden loggen sich selbstständig ein, das System merkt sich den individuellen Übungsstand – und führt sie entsprechend durch das Schulungsprogramm. Der Trainer kann an seinem Arbeitsplatz alle fünf Auszubildenden gleichzeitig beobachten – und eingreifen, wo es nötig ist. So ermöglicht das System beides: individuelle Anleitung und hohe Effizienz.
Natürlich arbeitet das System für die Schweiz simultan in gleich drei Landessprachen. «Jeder Trainer und jeder Auszubildende kann selbst entscheiden, ob er Deutsch, Französisch oder Italienisch als Programmsprache wählt», betont Haller.
Das Bundesamt für Rüstung armasuisse des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS erklärt in einer Medienmitteilung, man habe sich für die Lösung von SiFaT entschieden, weil «die SiFaT-Lösung den umfangreichen Anforderungskatalog erfüllt und auch das Preis-Leistungsverhältnis überzeugend sei».
Die ersten Simulatoren für die Schweizer Armee sollen im zweiten Quartal 2023 ausgeliefert werden, die letzten bis Ende 2024. Inkludiert ist die Ersatzteilbevorratung für einen Zeitraum von sieben Jahren. Innerhalb dieser Zeit garantiert SiFaT zudem bei Störungen eine Reaktionszeit von maximal zwei Stunden. «Dafür sind wir eine Partnerschaft mit einem schweizerischen Elektronikspezialisten eingegangen, der Wartungen und gegebenenfalls Reparaturen für uns übernimmt», erläutert Klaus Haller.
Entwickelt und gebaut werden die Fahrsimulatoren für die Schweizer Armee am Hauptsitz von SiFaT in Berlin. Die Software steuert das Würzburger Institut für Verkehrswissenschaften WIVW (www.wivw.de), das seit Jahren eng mit der SiFaT Road Safety GmbH kooperiert, bei.
Anno 2003 lancierte Matthias Jurt, damals Ausbildner bei der Polizei, das «Kristallschiessen». Seine Vision lautete: Wir machen das dynamische Verteidigungsschiessen – zu jener Zeit noch weitgehend unbekannt, heute als «IPSC» eine weltweit beliebte Spielart des sportlichen Schiessens –
bei behördlichen Waffenträgern «salonfähig».
Als bei der Erstauflage vor 20 Jahren 47 Angehörige nationaler Polizeikorps in der Kiesgrube des DSV 357 im luzernischen Eschenbach zum Wettkampf antraten, ahnten weder diese noch Matthias Jurt, dass sich das «Kristallschiessen» innert weniger Jahre zum international beachteten Behördensport-Anlass mausern würde, zu dem jährlich rund zehn Dutzend behördliche Waffenträger*innen aus diversen Ländern Europas, darunter die Schweiz, Österreich, Deutschland und Luxemburg, anreisen.
Die Gründe für den Erfolg sind dabei vielschichtig. Neben der hervorragenden Organisation, die seit 2015 in den Händen des «Vereins Kristallschiessen» liegt, dem Spass am Schiessen und dem sportlichen Wettkampf sind es vor allem auch der Austausch und die Kameradschaft über Korps-, Institutions-, Kantons- und Landesgrenzen hinweg, welche die «inoffizielle Europameisterschaft des dynamischen Polizeischiessens» so attraktiv machen.
In sieben Kurzdistanz-Boxen auf dem Militärgelände «Gnappiried» nahe Luzern werden temporäre Parcours (Stages) errichtet. Diese fordern das Beherrschen aller Facetten des dynamischen Schiessens – namentlich sichere Waffenbeherrschung, schnelle und sichere Zielerfassung, präzises Schiessen aus diversen Schiesspositionen oder auch das Schiessen mit der starken oder der schwachen Hand – sowie die körperliche Fitness und die psychische Robustheit. Denn am Ende entscheidet einzig die Zeit über Sieg oder Niederlage.
Das neue Reglement war eine von zwei zentralen Neuerungen zum 20-Jahr-Jubiläum des Kristallschiessens: Anstelle der komplexen (und für die Jury sehr zeitaufwendigen) «Faktor»-Wertung nach den offiziellen IPSC-Regeln, bei der aus der benötigten Zeit und den erzielten Punkten ein Faktor errechnet wird, wurde dieses Jahr erstmals rein nach der Zeit gewertet. Zur Berücksichtigung von Schiessfehlern wurden schlechte oder fehlende Treffer statt durch Minuspunkte mittels Zeitzuschlag berücksichtigt.
Als zweite Neuerung wurde die Kategorie «Optics» lanciert. Dies, weil bereits diverse, aber eben noch längst nicht alle Behörden die Dienstwaffen ihrer Einsatzkräfte mit Optiken, insbesondere Rotpunkt-Visierungen, bestückt haben – und beim «Kristallschiessen» ausnahmslos mit der jeweils eigenen Dienstwaffe geschossen werden muss. So traten beim Jubiläumsanlass in diesem Jahr 12 der 121 Teilnehmenden (110 Männer, 11 Frauen) in der neuen Kategorie an.
Ein Blick in die Gesamtrangliste offenbart: Vorjahresgewinner Thomas Rohner, Mitarbeitender der Regionalpolizei Fricktal und dieses Jahr Sieger der Kategorie «Optics», konnte die technische Moderne seiner mit einer Optik bestückten Dienstwaffe nicht zur Titelverteidigung nutzen. Denn mit Simon H. von der Bundespolizei Österreich und Nathan Erdin von der Kantonspolizei Aargau bewältigten gleich zwei mit klassischer Stahl-Visierung auf der Pistole antretende Schützen die sieben Stages, auf denen gesamthaft 148 Wertungstreffer erzielt werden mussten, schneller als Rohner.
Für den Österreicher Simon H., Angehöriger des berühmten Einsatzkommandos (EKO) «Cobra», war es der erste Erfolg beim Kristallschiessen – nicht aber sein erster Erfolg im sportlichen Schiessen. Im November 2018 belegte er bei der 2. USIP-Weltmeisterschaft im Schiessen mit Dienstwaffen in China den hervorragenden 8. Platz.
Mit seinem Sieg beim «Kristallschiessen» trat er zudem in die Fussstapfen von Daniel H., ebenfalls Angehöriger der «Cobra», der 2018 den grossen Kristall nach Österreich «entführt» hatte – und beim Jubiläumsanlass den «undankbaren» vierten Rang belegte.
Wie Daniel H. ist auch Nathan Erdin alles andere als ein Unbekannter beim «Kristallschiessen». Der Schweizer nahm schon mehrfach am legendären Wettkampf teil, setzte 2020 und 2021 aus – und wurde beim Jubiläumsanlass seinem Ruf als «ewiger Zweiter» einmal mehr gerecht: Er eroberte nach 2016, 2017 und 2019 schon zum vierten Mal «nur» die Silbermedaille.
Bester weiblicher Teilnehmer und damit Gewinnerin des kleinen Kristalls war – zum vierten Mal in Folge – Grenzwächterin Julie Mertenat. Die aus der Romandie angereiste Mitarbeiterin des Bundesamtes für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG), die einmal mehr sehr präzise und zudem schnell wie der Teufel schoss, belegte Rang 35 im Gesamtklassement – 80.14 Zeitpunkte hinter Sieger Simon H. .
Komplettiert wurde das «Damen-Podest» durch die Drittplatzierte von 2011, Amy King (PSV Vorarlberg, Gesamtrang 59) sowie Cathia Frei (Police cantonal vaudoise, Gesamtrang 68), welche nach 2019 zum zweiten Mal Bronze eroberte. Isabella Zurfluh (Luzerner Polizei), wie Nathan Erdin schon seit Jahren eine fixe Grösse beim «Kristallschiessen» und Siegerin der Jahre 2013 und 2017, musste sich mit Rang 8 der Damenwertung begnügen. Damit lag sie sozusagen «gleichauf» mit Stefan Bachmann (Kapo Freiburg), der nach seinen drei Siegen in den Jahren 2013, 2017 und 2019 dieses Jahr ebenfalls Rang 8 belegte.
Den Titel des erfolgreichsten Teams 2022 (Top drei jedes Teams gewertet) sicherte sich die Mannschaft der Bundespolizei Österreich (EKO Cobra) vor den Mitgliedern der Kantonspolizei Aargau und dem Team der Stadtpolizei Zürich. Letztere stellte mit 18 Teilnehmenden das grösste Team.
Bester Vertreter Deutschlands war der Sieger von 2014, Jochen Richter (Kollath e. K.), auf Rang 10. Nico Crelo von der Polizei Lëtzebuerg (Rang 63) hielt – wie jedes Jahr – auch beim Jubiläumsanlass wieder die Fahne Luxemburgs hoch.
Am Ende eines langen Tages, an dem knapp 18’000 9-mm-Projektile abgefeuert wurden (davon 4’500 Schuss Frangible 9 mm an der von der RUAG Ammotec gesponserten «Steel-Stage»), stand fest: Es war einmal mehr ein gut organisierter, spannender Wettkampf – und alle, die dabei waren, freuen sich schon auf das 21. Kristallschiessen im September 2023. Mehr Infos und die Kontaktadresse des Vorstands finden Interessierte auf www.kristallschiessen.ch.
Blaulicht: Herr Heß, wer oder was ist «Canon Government»?
Marcel Heß: Canon Government entwickelt und produziert Produkte für behördliche Anwendungen. Dabei fokussieren wir im Wesentlichen auf drei Bereiche: Spurensicherung & Forensik, Überwachung & Low-Light sowie Dokumentation.
Spurensicherung & Forensik via Kamera – was muss man sich darunter vorstellen?
In diesem Bereich steht die Infrarot-Technologie im Zentrum. Mit IR-Licht können geringste Mengen kohlenstoffhaltiger Substanzen – etwa Blut, Schmauch, aber auch Tinte – sichtbar gemacht werden. Direkt am Tatort, ohne Labortechnik, schnell, gerichtsverwertbar und berührungsfrei. Letzteres ist ein klarer Vorteil gegenüber anderen Nachweismethoden, etwa Luminol: Die Spuren bleiben für weitere Untersuchungen – namentlich DNA-Tests – erhalten.
Das Sichtbarmachen von Tinte ermöglicht es unter anderem, Dokumentenfälschungen aufzudecken. Dabei können sichtbare wie gelöschte, unter Verunreinigungen verborgene Schriften aufgedeckt werden – selbst auf verkohlten, vergilbten oder gealterten Dokumenten. Aber auch Tätowierungen in mumifizierter oder unter verkohlter Haut werden im IR-Foto sichtbar.
Auf welchen physikalischen Prinzipien beruht die Funktionsweise der IR-Bildtechnik?
Unterschiedliche Oberflächen respektive Materialien absorbieren oder reflektieren IR-Licht jeweils anders. Daraus ergeben sich sichtbare Kontrastunterschiede. Ein Beispiel: Schwarzes Gewebe reflektiert IR-Licht – und erscheint im IR-Bild hell. Blut absorbiert IR-Licht – und erscheint daher dunkel. Deshalb wird Blut auf schwarzer Kleidung, das bei Tageslicht kaum sichtbar ist, auf dem IR-Foto sofort erkennbar. Dasselbe gilt für Schmauchspuren.
Basierend auf diesem Prinzip können selbst geringe Spuren von Finger- oder Fussabdrücken auf einem Stoff und sogar Drogen oder Sprengstoff direkt am Tatort nachgewiesen werden.
Was wird dazu alles benötigt?
Grundsätzlich nicht mehr als eine speziell umgerüstete, mit Makro-Objektiven bestückte Kamera des Typs Canon EOS R6 – und eine IR-Lichtquelle, vorzugsweise ein spezieller IR-Blitz. Dann wird der Tatort verdunkelt, mit dem IR-Licht ausgeleuchtet und fotografiert oder gefilmt. Die so erstellten RAW-Format-Bilder werden dann mittels IR-Bildbearbeitungssoftware ausgewertet – vor Ort.
Natürlich müssen die Anwender*innen die Besonderheiten der IR-Fotografietechnik und der IR-Bildbearbeitung vorab erlernen. Dazu bietet Canon Beratung oder Leihstellungen an, damit erste Erfahrungen sammelt werden können – auf Wunsch auch unter realen Bedingungen bei den Kunden vor Ort.
Wenden wir uns dem Bereich Überwachung & Low-Light zu. Worum geht es dabei?
Verbrecher operieren oft unter dem Deckmantel der Nacht, im Verborgenen, im Dunkeln. Daher brauchen Behörden Kameras, die selbst unter schlechtesten Lichtverhältnissen Bilder in gerichtsverwertbarer Qualität aufnehmen. Modelle wie die Videokamera Canon ME20F-SHN. Diese wiegt nur 1,1 kg, ist mit 102 x 116 x 113 Millimeter sehr kompakt und kann als Einzel- oder Netzwerkkamera eingesetzt werden. Dank extremer ISO-Empfindlichkeiten von 800 (0 dB) bis über 4 Millionen (+75 dB) und 2,26-Megapixel-CMOS-Sensor erstellt sie immer klare Videos – in tiefster Nacht, an Land, unter Wasser und auch bei Sonnenlicht, da der IR-Filter via Fernsteuerung einfach ausgeschwenkt werden kann.
Wie dunkel darf es sein, damit die Kamera Farben und Personen noch sichtbar machen kann?
Die minimale Lichtmenge entspricht 0,0005 Lux. Das heisst: Bereits das unter einer verschlossenen Türe in einen ansonsten vollständig verdunkelten Raum eindringende Licht genügt! Dabei bleibt die Kamera selbst unsichtbar. Denn sie benötigt kein zusätzliches IR-Licht, wenn der Kameramann den Fokus per Knopfdruck automatisch justiert.
Was sind potenzielle Einsatzszenarien für diese Kamera?
Die Canon ME20F-SHN ist sowohl für Observationen als auch für stationäre Überwachungen prädestiniert. Ausgerüstet mit den gängigen Alarmfunktionen und gegebenenfalls kombiniert mit einer externen IR-Lichtquelle eignet sie sich für die Zutrittskontrolle ebenso wie für grössere Areale, namentlich Tiefgaragen, Behörden-Areale, Grenzanlagen oder auch Flugplätze.
Und was, wenn keine Videos, sondern Fotos wichtig sind?
Dann kann die bereits erwähnte IR-fähige Kamera Canon EOS R6 verwendet werden. Auch diese bietet ISO-Empfindlichkeiten bis zu ISO 204’800. Zudem sorgen spezielle Einstellungen für den elektronischen Sucher für bessere Observationsergebnisse für Behörden und Polizei.
Als dritten Bereich erwähnten Sie die Dokumentation.
Was ist dabei wichtig?
Die ermittlungstechnische und gerichtliche Verwertung von Fotos macht diese überhaupt erst wertvoll. Dabei spielen hochmobile, akkubetriebene Drucker wie der Canon Pixma TR150 eine grosse Rolle. Sie ermöglichen es, am Tatort aufgenommene Fotos direkt auszudrucken und zeitnah in die Ermittlungen einzubeziehen.
Der erwähnte Drucker ist klein, leicht und robust. Sein 3.7-Zoll-OLED-Display erleichtert die Bedienung – und dank vielfältiger kabelloser Konnektivität sowie Steuerung per Mobilgerät ist er überall sofort einsatzbereit. Vor allem aber arbeitet er mit hochwertigen Tinten. Diese bilden selbst dunkle Bereiche einer Aufnahme gestochen scharf ab – und bieten 100 Jahre Farbstabilität bei Albumaufbewahrung. Dadurch ist maximale Gerichtsverwertbarkeit garantiert.
Bei wem respektive wo erhalten interessierte behördliche Anwender*innen weitere Informationen?
Im Internet auf der dedizierten Webpage von Canon Government. Den für den Zugang nötigen Code erhalten nachweislich behördliche Anwender *innen bei der Canon (Schweiz) AG in Wallisellen oder von meiner für Behörden verantwortlichen Kollegin Nicole Emde (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) sowie natürlich auch von mir (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!).