Seit fast zwei Jahrzehnten ist die Kantonspolizei Zürich in Sachen alternative Fahrzeugantriebe in der Vorreiterrolle. Wir sprachen mit zwei Spezialisten der Abteilung Logistik Fahrzeugdienst über Chancen und Herausforderungen – und entlockten ihnen wertvolle Tipps.
Die Kantonspolizei Zürich ist nicht nur das grösste Polizeikorps der Schweiz, sondern auch Betreiberin der grössten Fahrzeugflotte von Zürichs kantonaler Verwaltung – und damit Lead-Buyer im Segment «Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen». In dieser Rolle ist sie bestrebt (und aufgrund der Weisung «Emissionsminderung von Fahrzeugen RBB Nr. 1425/2013» auch verpflichtet), bei der Beschaffung auf «vorbildliche Energie- und Umwelteffizienz» ihrer Fahrzeuge zu achten.
Ende August 2020 gab uns Julian Richner, seinerzeit Dienstchef Fahrzeugdienst der Logistikabteilung der Kantonspolizei Zürich und zwischenzeitlich in den verdienten Ruhestand getreten, Auskunft über die Beschaffungspolitik, die gesetzten Ziele und das bis dato Erreichte (siehe Blaulicht 04/2020). Nun, fast auf den Tag genau 24 Monate später, erläutern uns Richners Nachfolger Alain Thommen und Stefan Meier, ebenso langjähriger wie erfahrener Mitarbeiter des Fahrzeugdienstes, den aktuellen Stand – und gewähren Einblick in den seither gesammelten Erfahrungsschatz der Kantonspolizei Zürich, insbesondere mit rein batterieelektrisch angetriebenen Fahrzeugen (BEV).
Herr Thommen, Herr Meier, wie haben sich der Bestand und die Zusammensetzung der Flotte der Kapo ZH seit 2020 entwickelt?
Stefan Meier: Gesamthaft stieg der Bestand von rund 720 auf knapp 740 Fahrzeuge. Der gesamte Zuwachs entstand im Bereich Personen- und Lieferwagen, der mit rund
94 Prozent den Löwenanteil der Flotte ausmacht. Der Rest –
45 Fahrzeuge – sind Motorräder (27) und Lkw (18).
Der Anteil der Fahrzeuge mit Alternativantrieb stieg im gleichen Zeitraum von 110 auf 138. Das heisst: Wir haben bei einem Mehrbestand von 20 Fahrzeugen fast 40 neue Fahrzeuge mit Alternativantrieb in der Flotte – wodurch die Umweltverträglichkeit der Gesamtflotte besser wurde.
Haben Sie konkrete Zahlen, die zeigen, um wie viel der Verbrauch an fossilen Treibstoffen und damit auch der CO2-Ausstoss gesunken ist?
Alain Thommen: Ja, denn wir erfassen seit 2006 – zwecks Kontrolle der Zielerreichung – Zahl und Art der Fahrzeuge, Kilometerlaufleistung, Realverbräuche und den daraus errechneten CO2-Ausstoss (siehe Grafik). Dabei zeigt sich: Obwohl wir mehr Fahrzeuge und eine höhere Gesamtkilometerleistung haben, sinken der Gesamtdurchschnittsverbrauch und der CO2-Ausstoss. Das heisst nichts anderes, als dass die Kantonspolizei Zürich Jahr für Jahr umweltfreundlicher mobil ist.
Sie sagten, die Zahl der Fahrzeuge mit Alternativantrieb sei um 40, die Gesamtzahl aber nur um knapp 20 gestiegen. Wurden nur konventionell betriebene Fahrzeuge ausgemustert?
Stefan Meier: Vor allem, aber nicht nur. Auch die Zahl der Mild-Hybrid-Fahrzeuge, also Autos, die nicht via Stecker geladen werden können, wurde reduziert – im Tausch gegen Plug-in-Hybride und BEV. In Summe sank die Zahl der Mild-Hybride um sieben auf 42 Fahrzeuge, während die Zahl der Plug-in-Hybride um 14 auf 37 stieg und jene der batterieelektrischen Fahrzeuge (BEV) sich mehr als verdoppelte –von 14 auf 35 Autos (siehe Box).
Hinzu kommt eine konstante Zahl von 23 Biogas-Fahrzeugen sowie der seit Juni 2020 bei der Verkehrsabteilung in Dübendorf als Patrouillenfahrzeug in der Dauererprobung laufende Hyundai Nexo mit Brennstoffzellenantrieb.
Sie sind also auf gutem Weg, konnten in den vergangenen Jahren alle gesteckten Ziele erreichen. Wie planen Sie die Zukunft?
Alain Thommen: Wir wollen weiterhin messbare Fortschritte erzielen – auch wenn klar ist, dass, wenn man bereits viel erreicht hat, jeder weitere Schritt ungleich schwieriger wird. Dabei bewegen wir uns in einem komplexen Spannungsfeld aus technischer Innovation, immer kürzeren Modellzyklen und den spezifischen Anforderungen an Einsatzfahrzeuge – insbesondere Patrouillenfahrzeuge. Zudem – das darf man nicht vergessen – muss die gesamte Infrastruktur mit der rasanten Entwicklung Schritt halten können. All dies beschert vielfältige Herausforderungen. Diese alle zu lösen respektive den jeweils zielführenden Kompromiss zu suchen und zu finden, ist unsere Aufgabe. Eine Aufgabe, die uns und unsere Mitarbeitenden in den kommenden Jahren auf Trab halten wird.