2021 feierte die in Thun beheimatete B&T AG ihr 30-Jahr-Jubiläum, musste aber die traditionellen Behördentage coronabedingt absagen. Diese fanden daher erst kürzlich, am 21. und 22. Juli 2022, statt. Hunderte Angehörige der Behörden für Schutz und Sicherheit pilgerten dazu auf die Thuner Schiessanlage «Guntelsey», um sich aus erster Hand zu informieren.
© Jörg RothweilerSo kurz war die Warteschlange auf dem Schiessstand, wo Waffen von B&T sowie Heckler & Koch Probe geschossen werden konnten, eher selten.Polizeikorps, Spezialeinheiten und Militärs sowie Angehörige der Grenzwacht und öffentlicher wie privater Sicherheitsdienste aus aller Welt vertrauen seit 1991 nicht nur auf Waffen und Schalldämpfer made in Thun, sondern auch auf die Produkte jener gut drei Dutzend Weltmarken, für welche die B&T AG als Schweizer Importeurin agiert. Entsprechend sind die B&T Behördentage ein Publikumsmagnet, der regelmässig Hunderte Vertreter*innen der Behörden für Schutz und Sicherheit aus zahlreichen Ländern auf die Schiessanlage «Guntelsey» nahe Thun lockt.
Das war dieses Jahr nicht anders – ungeachtet der zumindest am ersten Tag drückenden Hitze. Denn im Inneren der Schiessanlage war es kühl genug, um sich in aller Ruhe zu informieren und individuell beraten zu lassen.
Rund zwei Dutzend Marken
Im Ober- sowie im Erdgeschoss der Schiessanlage präsentierten die B&T AG sowie zwei Dutzend der gesamthaft 40 von B&T importierten Marken ihre Produkte – von A wie Augenschutz bis Z wie Zielgeräte. Zum Kreis der Ausstellenden gehörten unter anderem 3M Schweiz, Aimpoint, Blackhawk, Blueguns, Hornady, Sweden Entry Tool sowie Marom Dolphin, die Rheinmetall Air Defence AG und die deutsche Waffenschmiede Heckler & Koch.
Im Untergeschoss, auf dem «kleinen» Schiessstand der Anlage Guntelsey, konnten zudem verschiedene Waffen der B&T AG sowie von Heckler & Koch Probe geschossen werden – von der MP über das Sturmgewehr bis zum «less-lethal» Abschussgerät «B&T GL06». Die teils recht lange Warteschlange vor den Schiessständen zeugte von der Attraktivität dieses Angebots für die Gäste der Veranstaltung.
Spannende Vorträge
© Jörg RothweilerVor dem Gebäude herrschte drückende Hitze. Dennoch lohnte ein Besuch der Ausstellungen von OptoPrecision und Metallbau Stoller.Ebenfalls auf Zuspruch stiess das Vortragsprogramm. Dieses war mit lediglich drei Präsentationen zu den Themen «Rotpunktvisiere auf Pistolen» (Aimpoint), «Thor 2.0 – Zukunft ist heute: Modernste Ausrüstung zum Schutz des Soldaten» (NFM) und «True Protection Helmets im neuen Design» (Ulbrichts Witwe) zwar vergleichsweise überschaubar. Doch nicht nur das Referat über Schutzhelme der österreichischen Spezialistin Ulbrichts war hochstehend. Zudem wurde das Mehr an Zeit für die Diskussion nach den Vorträgen von nicht wenigen Gästen geschätzt und für einen vertieften Austausch genutzt.
Modernste Technologie
Ungeachtet der vor dem Gebäude herrschenden Bruthitze war ein Blick ins Innere des dort parkierten schwarzen Kastenwagens, aus dessen Dach ein mit diversen Sensoren bestücktes Gehäuse ragte, eine lohnende Idee. Denn im Überwachungsraum des Fahrzeuges war, auf mehreren Bildschirmen und in verschiedenen Darstellungen, ein rund 6,5 Kilometer von der Guntelsey entfernter Berggipfel so detailreich zu erkennen, als stünde man nur wenig mehr als eine Armlänge von diesem entfernt.
Möglich wurden diese Einblicke dank «MODAR» (Motion stabilised Optical Detecting and Ranging), einem von der deutschen Spezialistin OptoPrecision entwickelten Multi-Sensor-System. Dieses wird seit Neuestem von der direkt neben der B&T-Zentrale an der Tempelstrasse in Thun ansässigen Normatech Engineering AG in der Schweiz vertrieben. Laut OptoPrecision-CEO Dr. Martin Nägele dient das MODAR-System der Überwachung, Auskundschaftung und Bildgebung auf Distanzen von bis zu 12 Kilometern: «MODAR kombiniert leistungsstarke Tageslicht-, Wärmebild- und Restlichtkameras mit einem innovativen, mikroprozessorgesteuerten und laserlicht-basierten Range-Gated-Kamerasystem. Es beschert Einsatzkräften der Seeüberwachung, des Grenzschutzes sowie der behördlichen respektive militärischen Überwachung jederzeit eine optimale Sicht – auch bei Dunkelheit, Regen, Nebel oder Schneefall.»
Fachsimpeln und in die Hand nehmen erlaubt: Ein Beschaffungsverantwortlicher und ein Anwender informieren sich über die in zahlreichen Varianten erhältlichen Pistolenholster.In Deutschland wird das System bereits von zahlreichen Behörden eingesetzt – unter anderem auch für die Drohnendetektion, zur Gesichtserkennung und im Rahmen der bundespolizeilichen Aufklärungs- und Überwachungstätigkeit.
Währschaftes Handwerk
Direkt neben dem mit viel Hightech bestückten schwarzen Kastenwagen konnte währschaftes Handwerk aus der Schweiz begutachtet werden: Die in Belp domizilierte Firma Metallbau Stoller zeigte dort die von ihr entwickelten und produzierten Kugelfänge und Stahlziele, die bereits von mehreren Schweizer Polizeikorps in deren Indoor-Trainingsanlagen genutzt werden.
Zeit zum Austausch
Beim Gang durch die Schiessanlage, beim Mittagessen im Zelt sowie beim Anstehen zum Waffentesten blieb den Gästen der B&T Behördentage wieder reichlich Zeit für den freundschaftlichen oder auch informativen Austausch mit den anwesenden Kolleginnen und Kollegen anderer Korps, Einheiten und Behörden. Dieser persönliche Austausch ist, das bestätigten viele Anwesende auf Nachfrage, ein ebenso triftiger Grund, an den B&T Behördentagen vor Ort zu sein, wie die Möglichkeit, sich aus erster Hand über die aktuell verfügbaren Einsatz- und Ausrüstungsmittel zu informieren und sich im Rahmen der Fachreferate weiterzubilden.