Feuerwehrleute haben einen riskanten Job. Allerdings sind Verbrennungen oder Rauch­gas­vergiftungen nicht die grösste Gefahr. Vielmehr sind Studien zufolge körperliche Über­anstrengung und Herzattacken die häufigste Todesursache bei Feuerwehrkräften – vor allem, wenn heisses Wetter das Arbeiten erschwert.

 Feuerwehreinsätze sind körperlich fordernd – und können bei grosser Hitze sogar zur gesundheitsschädigenden Tortur werden. Feuerwehreinsätze sind körperlich fordernd – und können bei grosser Hitze sogar zur gesundheitsschädigenden Tortur werden.Er kämpfte um das Leben eines anderen Menschen, als er selbst in Lebensgefahr geriet: Am 10. Mai knallte auf der deutschen Autobahn A 3 Frankfurt–Würzburg der Fahrer eines Mercedes Sprinter ins Heck des vor ihm fahrenden 40-Tonners – und lag danach schwer verletzt eingeklemmt im Führerhaus seines Transporters. Die in Windeseile herbeigeeilten Rettungskräfte der Feuerwehr mussten Hydraulik-Spreizer und Säbelsägen einsetzen, um den Schwer­verletzten aus der Kabine zu befreien. Eine kräftezehrende Arbeit, ausgeführt unter hohem zeitlichen und mentalen Druck und mit schwerer, dicker Schutzbekleidung. Für einen der Feuerwehrmänner war das zu viel – er klappte zusammen.

Der Grund war das an diesem Frühlingstag ungewöhnlich warme Wetter. Zwar hatte es eigentlich angenehme 25 Grad im Schatten. Doch im gleissenden Licht der Sonne, auf dem aufgeheizten Asphalt der Autobahn, herrschten bereits Temperaturen jenseits der 40-Grad-Marke. Hinzu kam, dass der Feuerwehrmann in seiner üblichen Brandschutzkleidung arbeitete. In dieser schweren, nur sehr bedingt atmungsaktiven Bekleidung steigt die Körpertemperatur bei Anstrengung rasch markant an – um bis zu drei Grad Celsius, also auf Niveau «akuter Fieberschub».

Bedenkt man, dass der Körper dabei innerhalb von nur 15 bis 20 Minuten bis zu anderthalb Liter Flüssigkeit verliert, wundert es schon fast, dass nur ein einziger Feuerwehrmann einen Kreislaufkollaps erlitt und stark dehydriert sowie völlig erschöpft umfiel. Nur der schnellen und professionellen Hilfe der anwesenden Sanitäter*innen, die den Feuerwehrmann umgehend versorgten, nachdem sie den geborgenen Schwerverletzten in den Rettungshubschrauber verfrachtet hatten, war es zu verdanken, dass es beim Kreislaufkollaps blieb – und kein Hitzschlag eintrat.

40 Prozent der Todesfälle haben nicht mit dem Feuer zu tun

Dies ist nur eine von zahlreichen Geschichten, die das harte Leben im Feuerwehreinsatz in der warmen Jahreszeit regelmässig schreibt – auch hierzulande. Und man sollte sich stets bewusst sein: Laut einer US-amerikanischen Studie, die 1’144 Todesfälle im Feuerwehreinsatz untersuchte, gehen die meisten Todesfälle von Feuerwehrleuten im Einsatz – nämlich 40 Prozent – auf das Konto einer Herzattacke respektive eines Kreislaufzusammenbruchs, mit einer deutlichen Häufung derartiger Fälle in den Sommermonaten.

10 Tipps für Feuerwehreinsätze bei grosser Hitze

1. Sonnenschutz herstellen: Kopf und Körper sollten bedeckt und die Augen (sofern das Einsatzszenario es erlaubt) mit einer Sonnenbrille geschützt sein.

2. Arbeit verteilen, Pausen machen: Schwere körperliche Arbeiten sollten auf möglichst viele Kräfte verteilt werden, sodass alle immer wieder Ruhepausen einlegen können – wenn möglich, im Schatten. Daher ist es wichtig, Ablösung bereitzuhalten und nötigenfalls eine Nachalarmierung auszulösen: Zu vermeiden ist vor allem, dass einzelne Einsatzkräfte mehrere anstrengende Einsätze, zum Beispiel mit Atemschutz, oder sehr lange körperlich fordernde Einsätze absolvieren müssen. Ein nahtloser Austausch der Kräfte ist die beste Prävention gegen den Hitzekollaps.

3. Keine unnötige körperliche Belastung: Einsätze kann man nicht verschieben, Übungen und Trainings aber schon! Unabdingbar nötige Einsatzübungen so kurz wie möglich halten und alle nicht zwingenden Tätigkeiten auf kühlere Tageszeiten oder einen anderen Termin verschieben.

4. Trinken, trinken, trinken: Die tägliche Trinkmenge sollte mindestens drei Liter betragen. Die (ungekühlte, alkoholfreie, nicht zu stark zuckerhaltige) Flüssigkeit sollte in kleinen Portionen, aber dafür kontinuierlich eingenommen werden. Nach einem Einsatz mit Pressluftatmern oder ­Chemikalienschutzanzügen sollte die Trinkmenge um
weitere 1,5 Liter aufgestockt werden. Nicht vergessen: Bereits im Einsatzfahrzeug und auch an der Einsatzstelle müssen ausreichend Getränke bereitstehen.

5. Für Abkühlung sorgen – notfalls auch mit dem Sprühstrahl des Löschfahrzeugs.

6. Heisse Arbeitsflächen kühlen: Nass gespritzter Asphalt sowie die Luft über diesem sind markant kühler als trockener Asphalt und die über diesem flimmernde Hitze.

7. PSA? Ja, klar, aber mit Augenmass: Mehrlagige Einsatzkleidung zur Gebäudebrandbekämpfung ist schwer und warm. Entsprechend steigt in solcher Kleidung das Risiko einer Hitzeüberlastung ebenso rasch wie deutlich. Daher sollte in den Sommermonaten – natürlich unter Berücksichtigung des Eigenschutzes –, wann immer es taktisch und sicherheitstechnisch möglich ist, auf leichtere, weniger isolierende Einsatzkleidung ausgewichen werden. Das gilt beispielsweise für Einsätze im Rahmen der technischen Hilfeleistung oder bei der Brandbekämpfung im Freien.

8. Auf den Körper hören: Wer sich (warum auch immer) nicht «fit für den Einsatz» fühlt oder während des Einsatzes Warnsignale wie Schwindel, Kopfschmerzen, Muskelzittern oder Atemnot entwickelt, darf keinesfalls an einem Einsatz teilnehmen respektive diesen weiter fortsetzen. Heldentum ist fehl am Platz – auch weil er zur Belastung aller anderen Einsatzkräfte werden kann.

9. Den Rettungsdienst zur Eigensicherung anfordern, sofern dieser nicht automatisch mit alarmiert worden ist: Die Einsatzkräfte und insbesondere Atemschutzträger*innen sind während und nach dem Einsatz medizinisch zu überwachen.

10. Frische Wechselkleidung bereithalten – denn nach dem Einsatz ist bekanntlich vor dem Einsatz!

Übrigens: Die Beherzigung dieser Tipps ist grundsätzlich an allen Einsatzorten sinnvoll, an denen es wärmer ist als üblich – beispielsweise im Inneren langer Strassentunnels.

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