10, 50, 70 und zwei Mal 100 Jahre. Diese fünf Jubiläen feiern 2022 unser Magazin, die Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden, die Schweizerische Rettungsflugwacht Rega, die Berufsfeuerwehr Zürich und die Sanität Basel. Wir gratulieren – und schauen hin.

10 Jahre Magazin «Blaulicht»

So fing alles an: die Erstausgabe von «Blaulicht» aus dem Jahr 2012.So fing alles an: die Erstausgabe von «Blaulicht» aus dem Jahr 2012.Im März 2012, zum 5-Jahr-Jubiläum des Schweizer Polizei Informatik Kongresses SPIK, lancierte der IV-Verlag mit «Blaulicht» das erste – heute landesweit führende – Fachmagazin für alle BORS-Institutionen. Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte.

«Blaulicht» war zu jener Zeit eine Besonderheit – und ist es bis heute. Dafür gibt es drei Gründe: Erstens ist das Heft dreisprachig – und erreicht damit alle Menschen in allen Regionen der Schweiz. Zweitens ist «Blaulicht» auch bei den Inhalten umfassend – weil es nicht auf eine bestimmte In­stitution wie Polizei, Feuerwehr oder Rettung fokussiert, sondern sich der Tätigkeit aller Blaulichtorganisationen widmet und auch die Gelblichtkräfte, namentlich den Zivilschutz und die Strassenrettung, sowie das Militär einbindet. Drittens ist «Blaulicht» für die BORS-Kräfte kostenfrei erhältlich – also hürdenfrei zugänglich – und dabei doch inhaltlich absolut neutral.

Frauen und Männer der ersten Stunde

Die Idee zu einem Magazin, das dreifach besonders ist, hatten die beiden «Männer der ersten Stunde», Martin Koller und Daniele Frisullo. Letzterer verstarb, viel zu früh und nicht ohne heroisch gekämpft zu haben, am 14. Dezember 2020 – und bleibt uns allen unvergessen. Ersterer ist seit 2015 Verlagsleiter von «Blaulicht» – und packt seit Danieles Tod umso intensiver an.

Ebenfalls seit dem ersten Tag an Bord sind die beiden «Frauen der ersten Stunde», Anita Fliesser-Steinrisser und Andrea Burri. Erstere zeichnet für die Grafik und das Layout verantwortlich, Zweitere ist die «gute Seele» und erfahrene Fachperson der Anzeigenabteilung. Ihrer Arbeit sowie den treuen Anzeigekundinnen und -kunden von «Blaulicht» ist es zu verdanken, dass unser Magazin bis heute ausschliesslich durch Inserate finanziert werden kann – und damit für alle Angehörigen der Schweizer Blau- und Gelblichtkräfte kostenfrei erhältlich ist.

Der Mann der zweiten Stunde

Erst 2019, nach dem Ausscheiden von Mark Saxer, stiess Dr. Jörg Rothweiler zum Team von Blaulicht. Als Chefredakteur ist dieser für das redaktionelle Konzept sowie die Inhalte, von der Story-Idee bis zum fertigen Text und die Bildauswahl, zuständig. Als Naturwissenschaftler steht er aber nicht nur auf Buchstaben und Worte, sondern auch auf Zahlen – und hat folgende Fakten eruiert:

In den ersten 10 Jahren erschienen 60 Ausgaben von «Blaulicht» – das Magazin, das Sie gerade in Händen halten, nicht mitgezählt. Diese 60 Ausgaben umfassen 4’888 Seiten – was einem Schnitt von 82 Seiten pro Ausgabe entspricht. Weniger als 60 Seiten hatte das Magazin nur dreimal. Dafür ­waren 8 Ausgaben mehr als 100 Seiten dick. Die mit 116 Seiten bisher umfangreichste Ausgabe war Heft 5/2016, das sich dem 150-Jahr-Jubiläum des Schweizerischen Roten ­Kreuzes SRK sowie dem Mega-Event «Thun meets Army & Air Force» widmete. Nur 4 Seiten dünner war Ausgabe 3/2019, die auf das 200-Jahr-Jubiläum des Waffen­platzes Thun fokus­sierte. Zudem wurde 2019 der bisherige Rekord in puncto Jahresumfang aufgestellt: Stattliche 594 Seiten waren es.

Die Jahre vergehen, die Motivation bleibt

Das kleine Team von Verlag und Redaktion tut – im Zusammenspiel mit den Inserentinnen und Inserenten – alles dafür, dass «Blaulicht» die Angehörigen der Blau- und Gelblichtkräfte sowie des Militärs auch künftig gut informieren und unterhalten wird. Anregungen, Tipps sowie auch konstruktive Kritik sind jederzeit willkommen. Weil diese uns weiter­bringen. Herzlichen Dank für Ihre Mitwirkung!

50 Jahre Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden

© Jörg RothweilerOberstleutnant Reto Cavelti, Kommandant der Kapo AR, mit dem jüngsten Teammitglied, dem Malinois-Rüden «Odin».Oberstleutnant Reto Cavelti, Kommandant der Kapo AR, mit dem jüngsten Teammitglied, dem Malinois-Rüden «Odin».Im Gründungsjahr von «Blaulicht», 2012, bezog die Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden ihr heutiges Kommando im Zeughaus in Herisau. Gegründet indes wurde sie bereits 40 Jahre zuvor: am 1. Juli 1972, mit dem Kommando in Trogen.

Dort sowie an drei anderen Orten im Einsatzgebiet feierte die Kapo AR dieses Jahr ihr 50-Jahr-Jubiläum – gemeinsam mit der Bevölkerung. Dabei setzte das jüngste Polizeikorps der Deutschschweiz jeweils andere Themenschwerpunkte, passend zum jeweiligen Veranstaltungsort.

Jubiläumsfeiern in drei Regionen

Den Auftakt machte am 9. April ein Event in Teufen. Bei diesem wurden die Themen Cyberkriminalität, IT-Forensik, Sicherheitsberatung, Informationen über Pyrotechnik, Sprengstoff und Waffen, die Einsatzbewältigung spezieller Ereignisse sowie Informationen zum Polizeiberuf beleuchtet. Mit dabei waren auch die Feuerwehr Teufen/Bühler/Gais sowie die Assekuranz.

Einen Monat später, am 7. Mai 2022, präsentierte in Heiden die Diensthunde­gruppe ihre Einsatzbereiche und die Verkehrsinstruktion organisierte gemeinsam mit dem TCS einen Veloparcours. Zudem gab es Informationen zur Betäubungsmittel- und Drogenprävention, zum Polizeiberuf, zur Sicherheitsberatung und zur Tätigkeit der Sicherheitspolizei. Als Gastorganisation war «Zoll Ost» mit von der Partie.

Am Pfingstsamstag dann strömten die Gäste auf dem Landsgemeindeplatz in Trogen zusammen, wo heute die Verkehrsgruppe der Kapo AR domiziliert ist. Diese gewährte Einblicke in die Verkehrsüberwachung, die Unfallaufnahme und ihre weiteren Aufgaben. Zudem waren der Mediendienst der Kapo AR sowie als Gäste das kantonale Strassenverkehrsamt und der Rettungsdienst des Spitalverbundes Appenzell Ausser­rhoden (SVAR) vor Ort. Ein Highlight für die Besucher*innen waren die Vorführungen der Interventionseinheit «Säntis», die eine Geiselnahme simulierte – Knallpatronen, quietschende Reifen und sich an der Fassade der altehrwürdigen Gebäude abseilende Einsatzkräfte inklusive.

Bürgernah, erfolgreich und innovativ

© Appenzeller Verlag In diesem Buch ist die Geschichte  der ersten 50 Jahre Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden zusammengefasst. In diesem Buch ist die Geschichte der ersten 50 Jahre Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden zusammengefasst.

Was – neben der guten Organisation und der Vielfalt der Informationen – an den familiengerecht realisierten Anlässen auffiel, waren die Nahbarkeit, Lockerheit und Offenheit der Polizistinnen und Polizisten. Auch der Kommandant der Kapo AR, Oberstleutnant Reto Cavelti, beantwortete mit Freude Fragen der Bürger*innen, stellte sich für Fotos zur Verfügung – und präsentierte mit «Odin», einem zehn Wochen jungen Malinois-Rüden und künftigen Polizeihund, gleich auch das jüngste Mitglied seiner sympathischen Truppe.

Diese umfasst, nachdem sie 1972 mit 45 Polizeibeamten gestartet war, heute gut 100 Mitarbeitende. Rund 80 davon sind Polizistinnen und Polizisten, die anderen Zivilangestellte wie IT-Spezialisten, Sekretärinnen, Sachbearbeiterinnen und Schalterangestellte. Gegliedert ist die Kapo AR in fünf Abteilungen: Kriminalpolizei, Kommandodienste, Regional- und Verkehrspolizei,
Sicherheitspolizei und Stabsdienste.

Sie alle sind, wie Reto Cavelti erklärt, sehr erfolgreich unterwegs. Die Aufklärungsquote aller Straftaten gegen das Strafgesetzbuch (StGB) liegt in Appenzell Ausserrhoden bei 59,4 Prozent, jene der Gewaltstraftaten sogar bei 94,1 Prozent. Überdies findet die Kapo AR – ungeachtet ihrer kurzen Geschichte und ihrer geringen Grösse – grosse Beachtung als Vorreiterin für Entwicklungen, die landesweit Schule machten. Beispielsweise die Gründung eines kantonalen Polizeibeamtenverbands, die Einführung einer Jugend­kontaktpolizei oder das frühe Setzen eines Schwerpunkts im Bereich häusliche Gewalt.

Ein Buch zum Jubiläum

Wer mehr über die Geschichte der Kapo AR erfahren möchte, sollte sich das am 1. Juli 2022 im Appenzeller - Verlag erschienene, 208 Seiten starke Buch «Sicherheit und Bürgernähe – 50 Jahre Kantonspolizei Appenzell Ausser­rhoden» von Arman Weidemann kaufen. Dieses gibt’s im Buchhandel oder direkt beim Appenzeller - Verlag für 48 Franken.

70 Jahre Schweizerische Rettungsflugwacht Rega

© Rega/Verein Schweizerische RettungsflugwachtDie gelungene Rettung der Besatzung und der Passagiere der 1946 auf dem Gauligletscher notgelandeten DC-3 Dakota gilt als Geburtsstunde der  Schweizer Luftrettung.Die gelungene Rettung der Besatzung und der Passagiere der 1946 auf dem Gauligletscher notgelandeten DC-3 Dakota gilt als Geburtsstunde der Schweizer Luftrettung.Am 27. April 1952 gründeten der Arzt Rudolf Bucher und einige Pioniere innerhalb der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) die Schweizerische Rettungsflugwacht Rega (früher: SRFW).

Diese stellt heute, unterstützt durch 3,7 Millionen Gönner*in­nen, landesweit und rund um die Uhr die medizinische Grundversorgung aus der Luft sicher und fliegt Patientinnen und Patienten aus der ganzen Welt zurück in die Schweiz. Die selbstständige, gemeinnützige und private Stiftung beschäftigt aktuell rund 400 Mitarbeitende, unterhält 13 Einsatzbasen, betreibt 19 Rettungshelikopter sowie drei Ambu­lanz­­jets und organisiert über ihre nationale Einsatz­zentrale jährlich mehr als 18’000 Einsätze.

Die Anfänge der Schweizer Luftrettung

Am 2. Mai 2022 feierte die Rega offiziell ihr 70-Jahr-Jubiläum – wobei auch etliche Meilensteine ins Gedächtnis gerufen wurden. Etwa die Rettung der Besatzung und der Passagierinnen und Passagiere einer auf dem Gauli­gletscher notgelandeten DC-3 Dakota im November 1946, durchgeführt von den ­Militärpiloten Victor Hug und Pista Hitz mit zwei Fieseler Storch. Diese markiert – noch vor der Gründung der Rega – die eigentliche Geburtsstunde der Schweizer Luftrettung.

Doch erst sechs Jahre später, 1952, wurde die SRFW gegründet. Diese entsandte die ersten «Rettungsfallschirmer» ins britische Abingdon zur Ausbildung, realisierte die ersten Helikopter-Rettungsaktionen in der Schweiz, half in den Niederlanden (Sturmflut), in Vorarlberg (Lawine) und im Grand Canyon/USA (Kollision zweier Verkehrsflugzeuge) bei Such-, Rettungs- und Bergungsaktionen. 1957 erhielt sie vom Verband Schweizerischer Konsumvereine (VSK) ihren ersten Helikopter geschenkt – eine Bell 47 J, die im Wallis eingesetzt wurde.

© Rega/Verein Schweizerische RettungsflugwachtDr. Fritz Bühler, hier auf einer Aufnahme von 1960, war ein engagierter und visionär denkender Pionier der Luftrettung. Leider verstarb er 1980 völlig unerwartet.Dr. Fritz Bühler, hier auf einer Aufnahme von 1960, war ein engagierter und visionär denkender Pionier der Luftrettung. Leider verstarb er 1980 völlig unerwartet.1960er- und 1970er-Jahre

In den 1960er-Jahren wurden Rettungshelikopter zum «Standard» – im Gebirge ebenso wie im Mittelland. Unter Mithilfe von Franz Bühler, damals technischer Direktor,
löste sich der Verein SRFW von der SLRG, beschaffte leistungsstärkere Helikopter und führte den ersten Re­patriierungsflug durch. 1965 berief der Bundesrat die Rega zur Hilfsorganisation des Schweizerischen Roten Kreuzes, lehnte aber nur ein Jahr später eine Unterstützung durch öffentliche Gelder ab. Fritz Bühler bot daher allen Menschen gegen eine Spende von 20 Franken Gratishilfe aus der Luft in Notfällen an – und lancierte damit das heutige System der Rega-Gönnerschaft.

In den 1970er-Jahren erlebte die Helikopterrettung im Hochgebirge ihren Durchbruch. Die Alouette III SE 316 ­avancierte zum Rückgrat der Flotte und 1977, zum 25-Jahr-Jubiläum, beschaffte die Rega den Ambulanzjet «Albert Schweitzer». Zudem feierte sie zahlreiche spektakuläre Gebirgsrettungen, vor allem aus der Eiger-Nordwand. Doch die Rega ­erlebt auch schwarze Stunden: 1978 riss bei einer Rettungs­demonstration in Bern das Aufhängeband eines Vertikal­netzes am Helikopter. Drei Menschen starben, zwei wurden schwer verletzt.

© Rega/Verein Schweizerische RettungsflugwachtSeit 1997 ist die Rega in ihrem eigenen Rega-Center direkt am Flughafen Kloten domiziliert.Seit 1997 ist die Rega in ihrem eigenen Rega-Center direkt am Flughafen Kloten domiziliert.Die bisher spektakulärste Rettungsaktion

1979 schlug dann die Geburtsstunde der Stiftung Schweize­rische Rettungsflugwacht unter Präsident Dr. med. h. c. Fritz Bühler – der allerdings 1980 im Alter von 72 Jahren unerwartet verstarb. Dennoch professionalisierte die Rega die Luftrettung kontinuierlich – und leistete 1980 ihre wohl bis heute spektakulärste Rettungsaktion: Als sich über dem Flugplatz von Yverdon der Schirm eines Fallschirmspringers beim Absprung am Heckrad eines Pilatus Turbo Porter verfing, gelang es der Crew eines Rettungsflugwacht-Helikopters, den Springer mitten im Flug zu befreien!

Die 1990er-Jahren standen dann im Zeichen der Infrastruktur. 1993 fiel der Beschluss zum Bau des heutigen Rega-Centers am Flughafen Zürich. Nur vier Jahre später, am
9. Mai 1997, erfolgte der Wegzug aus dem Zürcher Seefeld, wo die Rega ab 1979 domiziliert war. Zeitgleich mit dem Umzug wurde die bis heute gültige Alarmnummer «1414» für die Luftrettung etabliert.

Als spektakulärster Einsatz des letzten Jahrzehnts im 20. Jahrhundert gilt heute der erste «Rund-um-die-Welt»-Einsatz der Rega, in dessen Rahmen mit dem Canadair
CL-601 «Challenger» innert 43 Stunden gleich drei Patienten trans­portiert wurden – mit Zwischenlandungen in Muscat, Bangkok, Chabarovsk, Anchorage, Reading, Faro und
Valencia.

Die schwarze Serie und ihr Ende

© Rega/Verein Schweizerische RettungsflugwachtDank Nachtsichtgeräten (Foto), modernster Funk- und Navigationstechnologie sowie mit der neuen Rega-Drohne  kommt die Rega ihrer Vision von der wetterunabhängigen Luftrettung immer näher.Dank Nachtsichtgeräten (Foto), modernster Funk- und Navigationstechnologie sowie mit der neuen Rega-Drohne kommt die Rega ihrer Vision von der wetterunabhängigen Luftrettung immer näher.Neben diesen Erfolgen verzeichnete die Rega aber auch Rückschläge. 1990 wurde eine Alouette stark beschädigt und eine Bölkow komplett zerstört. 1993 stürzte ein Heli­kopter in den Zugersee, wobei der Pilot ums Leben kam, und gleich zwei weitere Helikopter erlitten Bruchlandungen. 1997 verunglückten ein Arzt und eine Patientin tödlich, als das Seil der Rettungswinde riss, und 1998 starb ein Helikopterpilot nach einem durch eine Kabelberührung ausgelösten Absturz.

Mit dem Jahrtausendwechsel endete die schwarze Serie – und die Rega gewann weiter an Erfahrung, Unterstützung und Ausrüstung. Sie modernisierte ihre Ambulanzjet-Flotte,
beschaffte elf Gebirgshelikopter von AgustaWestland, feierte zwei Millionen Gönnerschaften und übernahm anno 2002, pünktlich zum 50-Jahr-Jubiläum, vom BAZL die Leitstelle des Such- und Rettungsdienstes (SAR, Search and Rescue).

Auf der Einsatzseite waren die 2000er-Jahre von Grosser­eignissen geprägt: dem Tsunami in Südostasien anno 2004, einem schweren Busunglück in der Türkei 2005 sowie der schweren Unwetterkatastrophe in der Schweiz. Allein bei diesen drei Ereignissen rettete und transportierte die Rega knapp 300 Personen.

Die Zukunft begann vor zwölf Jahren

Seit 2010 fokussiert die Rega auf ihre Vision der wetterunabhängigen Luftrettung. Dazu gehören der Ausbau der satellitengestützten Navigation, das 2012 als Meilenstein des Projekts REMICO (REga MIssion COntrol) in Betrieb genommene Einsatzleitsystem (ELS), die 2013 abgeschlossene Modernisierung ihrer 42 Funkstationen sowie die Ausrüstung sämtlicher Helikopter mit einem IFR-tauglichen Cockpit. Auch darf die Rega seit 2017 Knotenpunkte des Low Flight Network (LFN) rund um die Uhr nutzen und rund 60 Messstationen und Wetterkameras liefern den Heli­kopterpiloten laufend aktualisierte Informationen direkt ins Cockpit. Seit 2022 ist überdies die 2019 erstmals gezeigte Rega-Drohne einsatzbereit.

© SRZDieser Grossbrand an der Ackerstrasse anno 1921, bei dem die auf dem Foto noch intakte Leiter brach, war Initialanlass für die Gründung der heutigen Berufsfeuerwehr Zürich.Dieser Grossbrand an der Ackerstrasse anno 1921, bei dem die auf dem Foto noch intakte Leiter brach, war Initialanlass für die Gründung der heutigen Berufsfeuerwehr Zürich.100 Jahre Berufsfeuerwehr Zürich

Die Berufsfeuerwehr Zürich wurde am 1. März 1922 gegründet. Heute stellt sie im Auftrag der Gebäudeversicherung Kanton Zürich (GVZ) im 24-Stunden-Schichtdienst die professionelle Hilfe auf dem Stadtgebiet sowie dem Flug­hafen­gelände sicher – und unterstützt als Stützpunktfeuerwehr auswärtige Gemeinden. 2021 leistete sie 5’641 Einsätze, davon 1’846 aufgrund von Elementarereignissen, 1’405 wegen Brandmeldeanlagen und 656 bei der Brandbekämpfung.

Gegründet nach der Katastrophe

Zwei Dutzend Grossereignisse listet die Chronik der Berufsfeuerwehr Zürich (BFZ) auf – und das erste davon war der Initialanlass zu ihrer versuchsweisen Gründung: 1921 verursachte Brandstiftung einen Grossbrand in einem Mehrfamilienhaus. Die am Gebäude angelegte Schiebeleiter brach, zwölf Personen wurden schwer verletzt, ein Knabe starb. Daraufhin wurde – am 1. März 1922 – im Wollenhof die erste Brandwache der heutigen BFZ eingerichtet.

Diese wurde vom Feuerwehrchef und zehn Mann betrieben und verfügte über eine Automobilspritze, eine Autodreh­leiter und einen Lastwagen. Der «Versuch» erwies sich als effizient – und so genehmigten die Stimmberechtigten der Stadt Zürich 1928 die definitive Schaffung der «Brandwache».

Immer wieder Feuer in der Stadt

Diese absolvierte bis heute unzählige Einsätze, von denen gewisse in die Geschichte eingingen. Beispielsweise die Tragödie in der Psychiatrischen Uni­klinik Zürich «Burg­hölzli»: Dort entzündete am 6. März 1971 um 5.45 Uhr ein elektrischer Heizstrahler den Inhalt eines Papierkorbs, woraufhin das Erdgeschoss des Traktes C, in dem 22 bett­lägerige Patienten unterbracht waren, in Brand geriet. Dichter Rauch strömte über für den Einbau einer Klimaanlage vorgesehene Schächte ins Obergeschoss, wo weitere 27 mehrheitlich betagte Patienten lagen. Zwar versuchten Pfleger*innen, kriechend und ohne Atemschutz, in die Schlafsäle zu gelangen. Doch sie scheiterten an Hitze und Rauch. Die um 6.04 Uhr eintreffende Feuerwehr rettete sechs Personen aus dem Erdgeschoss sowie – via Drehleiter – zwei Pflegerinnen aus dem zweiten Obergeschoss. Doch 28 Menschen erstickten in ihren Betten. Nicht zuletzt, weil vergitterte Fenster und verschlossene Schlafsaaltüren eine Flucht vereitelten.

© SRZIn diesem Gebäude, im Wollenhof, wurde vor 100 Jahren die erste Brandwache der Stadt Zürich eingerichtet.In diesem Gebäude, im Wollenhof, wurde vor 100 Jahren die erste Brandwache der Stadt Zürich eingerichtet.Nur acht Jahre später, 1979, hielten gleich zwei Grossbrände die Feuerwehr auf Trab. Am 20. Juli erfasste ein Brand im Industriequartier rund einen Hektar Fläche, und nur zwei Wochen später standen die 15’000 m2 grossen Lagerhallen der Wärme AG im Vollbrand. Der erste Brand war mit einer Schadensumme von rund 14 Millionen Franken einer der teuersten Brand­fälle, den Zürich je erlebte.

Der für die Berufsfeuerwehr wohl tragischste Brandfall geschah 2007. Beim Brand des Zunfthauses zur Zimmerleuten brach der hängende Dachstock ein, wobei ein Feuerwehrmann sein Leben verlor und sieben weitere Angehörige der Berufsfeuerwehr Zürich verletzt wurden.

Immer wieder die Eisenbahn

Neben Grossbränden fordern auch immer wieder Bahnunfälle die BFZ. Gleich drei davon betrafen Zusammenstösse am Bahnhof Zürich-Oerlikon: 1932 prallte ein Eilzug in eine abgestellte Dampflokomotive, wobei 55 Personen verletzt und vier Fahrgäste getötet wurden. 1992 krachte eine Bahn der Linie S5 in einen ­Intercity, wobei der aus den Schienen gehobene Steuer­wagen der S5 einen ­Personenwagen des Schnellzugs aufschlitzte. Traurige Bilanz: eine tote und neun verletzte Personen. Im Oktober 2003 schliesslich kollidierten auf dem Viadukt im Bereich der Binzmühlestrasse zwei mit rund 1’400 Menschen besetzte Schnellzüge seitlich-frontal. Mehrere Schwerverletzte mussten mittels Autodrehleiter geborgen werden, für eine Frau kam jede Hilfe zu spät.

© SRZDer Brand im Zunfthaus zur Zimmerleuten traf die Berufsfeuerwehr Zürich hart. Erstmals starb ein Feuer­wehr­mann bei einem Einsatz, zudem wurden mehrere Kameraden verletzt.Der Brand im Zunfthaus zur Zimmerleuten traf die Berufsfeuerwehr Zürich hart. Erstmals starb ein Feuer­wehr­mann bei einem Einsatz, zudem wurden mehrere Kameraden verletzt.1991 veranlasste ein Brand im ersten Waggon einer S-Bahn Passagierinnen und Passagiere dazu, mitten im Hirschengrabentunnel die Notbremse zu ziehen, weshalb auch die S5 auf dem Gegengleis eine Schnellbremsung einleiten musste. Mehrere Hundert Passagierinnen und Passagiere aus beiden Zügen konnten lediglich zu Fuss zum rund 200 Meter entfernten Ausgang des Bahnhofs Stadelhofen flüchten. 58 mussten wegen Rauchgasvergiftungen oder Sturzverletzungen hospitalisiert werden. Als Lehre aus diesem Fall können Züge seither eine betätigte Notbremse überbrücken, um aus einem Tunnel ins Freie fahren zu können – was aller­dings nicht immer funktioniert, wie sich am 11. April 2006 zeigte. Damals geriet im Zimmerberg-Basistunnel der Cisalpino Zürich–Mailand nach einem Kurzschluss im Umschaltkasten für den Wechsel vom schweizerischen auf das italienische Stromnetz in Brand. Aufgrund eines ­weiteren technischen Defektes blieb der Zug mitten im Tunnel stehen – und konnte die Notbremsüberbrückung nicht ­aktivieren.

Wenn Bahn und Feuer gleichzeitig kommen

Besonders gefährlich wird es, wenn Bahnunglücke und Feuer zusammenkommen. So geschehen am 8. März 1994, als im Bahnhof Zürich-Affoltern fünf mit Benzin gefüllte Zisternenwagen eines Güterzuges entgleisten und explodierten. Drei an die Bahnlinie angrenzende Wohnhäuser brannten innert Minuten nieder, ein viertes wurde stark beschädigt. Zudem löste in die Kanalisation gelangtes Benzin etliche Nach­explosionen aus. Schachtdeckel wurden Hunderte Meter weggeschleudert und ein Regenklärbecken zerstört.

Allem Schaden zum Trotz bewährten sich die Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr Zürich auch bei diesem Grossereignis. So wie bei den anderen 23, die ihre ersten 100 Jahre prägten. Wozu sie auf genügend Personal, Technik und auch Platz angewiesen war, ist – und immer sein wird. Vor allem Letzteres war oft ein Problem für die Berufsfeuerwehr ­Zürich. So lehnte das Volk im Mai 1984 ein 1982 – nach ­notabene ­20 Jahren (!) Planung – beim Stadt- und Gemeinde­rat eingereichtes Projekt für den Bau einer zweiten Wache ab. Erst 2001 wurde dann die Institution Schutz & Rettung Zürich mit Hauptsitz Brandwache in Zürich -Wiedikon gegründet, welche 2008 mit den Rettungskräften am Flug­hafen Zürich-Kloten fusionierte und so zu einer zweiten, nördlichen Wache kam. Da auch SRZ mit Platzproblemen sowie der immer grösseren Ausdehnung des Einsatzbereichs kämpft, startete 2013 das Projekt «Standortstrategie SRZ». Dieses ­fokussiert auf die Errichtung zusätzlicher dezentraler ­Wachen statt der bisherigen zwei Zentralwachen – und kommt gut voran. 2020 bezog SRZ mit Berufsfeuerwehr und Rettungsdienst das neue Wachegebäude am Flughafen ­Zürich, 2021 genehmigte das Zürcher Stimmvolk den Bau der Wache Nord, in der künftig Sanität (Rettungsdienst und Verlegungsdienst), Berufs- und Milizfeuerwehr sowie die zentrale Einsatzlogistik (ZEL) domiziliert sein sollen.

© Settelen AG, BaselDer erste benzinbetriebene Krankenwagen der Stadt Basel wurde von der Fuhrhalterei Settelen (heute: Settelen AG) erworben und betrieben.Der erste benzinbetriebene Krankenwagen der Stadt Basel wurde von der Fuhrhalterei Settelen (heute: Settelen AG) erworben und betrieben.100 Jahre Sanität Basel

Zur Institution Rettung Basel-Stadt gehört auch die Sanität Basel. Deren Geschichte reicht zurück bis zum 2. Mai 1922. Dem Tag, an dem der Basler Regierungsrat die Übernahme des Kranken­transportdienstes durch das Sanitätsdepartement genehmigte.

Heute ist die Sanität Basel für das gesamte Gebiet des ­Kantons Basel-Stadt inklusive der Landgemeinden Riehen und Bettingen zuständig sowie – gemäss Staatsvertrag – auch für die Basel-Landschaftlichen Gemeinden Allschwil, Schönenbuch, Binningen, Bottmingen, Muttenz und Birs­felden. In diesem Einsatzgebiet leistet sie jährlich rund 24’000 Einsätze.

Was heute normal ist – nämlich dass ein Rettungswagen kommt, wenn Menschen erkrankt oder verunfallt sind –, war vor 100 Jahren reinste Utopie. Um 1900 war es vielmehr auch in Basel üblich, dass Erkrankte entweder mit einer mit einem Tragkorb bestückten Vierrad-Handkarre, die es auf jedem Polizeiposten gab, ins Spital transportiert wurden oder – so sie sich unweit des Spitals befanden – von zwei kräftigen Krankenwärtern des Spitals mit der Tragbahre abgeholt wurden.

© Rettung Basel StadtDas modernste Einsatzfahrzeug der Sanität Basel  ist dieser im Juli 2022 gelieferte, auf Grosslagen  spezialisierte Grossraumrettungswagen.Das modernste Einsatzfahrzeug der Sanität Basel ist dieser im Juli 2022 gelieferte, auf Grosslagen spezialisierte Grossraumrettungswagen.Pferdekutschen als Krankenwagen

Erst einige Jahre später lösten von Pferden gezogene Kranken­wagen die Handkarren ab, wobei für infektiöse ­Personen spezielle «Coupés» (Droschken) zum Einsatz ­kamen. Der Verwaltungsbericht des Sanitätsdepartements für das Jahr 1911 hält fest, dass damals ein dritter, mit allem Komfort ausgestatteter und mit Pferden bespann­­-barer Krankenwagen dem Betrieb übergeben worden sei. Ab sofort sei je einer der Wagen bei der Fuhrhalterei Settelen an der Türkheimerstrasse, bei der Fuhrhalterei Keller an der Drahtzugstrasse und bei der gleichen Firma an der ­St. Margarethenstrasse stationiert.

Das erste Krankenauto von Basel

1914 kam in Basel erstmals ein selbstfahrendes Krankenmobil zum Einsatz. Dieses verfügte – aus heutiger Sicht visionär – über einen rein elektrischen Antrieb! Erst nach diesem Elektromobil, welches später als Leichenwagen weitergenutzt wurde, kam Basel in den Genuss des ersten benzinbetriebenen Krankenautos. Gebaut wurde dieses vom Genfer Unternehmen Piccard-Pictet & Cie, erworben und unterhalten wurde es von der Fuhrhalterei Settelen. Diese betrieb im Auftrag des Kantons bereits Leichen- und Kranken­wagen, eine Gefangenenkutsche für die Polizei und stellte auch der Feuerwehr Pferde zur Verfügung. Laut Mike Gosteli, Archivar der bis heute in Basel aktiven Settelen AG, wurde das Fahrzeug 1911 gebaut und 1916 erworben. 1924, vier Jahre nachdem der Hersteller des Fahrzeugs Konkurs angemeldet hatte, wurde der Krankenwagen von der Firma Settelen verkauft.

In den 1930er-Jahren wurde der Fuhrpark erweitert und 1938 wurde das Personal des Krankentransportdienstes uniformiert. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wuchs die Sanität Basel im Einklang mit der Stadt – und bald wurde der Platz zu klein. Mit dem Ziel, den Krankentransport vom Bürgerspital zu trennen, wurde an der Hebelstrasse 51/53 ein Neubau errichtet und 1958 eingeweiht. Eine Besonderheit waren damals die im Gebäude befindlichen Dienstwohnungen für die Mitarbeitenden und deren Familien. Keine Besonderheit indes waren die enormen Arbeits- und Präsenzzeiten der Sanitätsangehörigen. Erst 1989, nach einer externen Strukturanalyse, wurde der Personalbestand um 50 Prozent ­erhöht. So wurde es möglich, die Wochenarbeitszeit von ­53 auf 42 Stunden und die Maximalarbeitszeit von 24 auf 13,5 Stunden zu senken.

2005 wurde die Sanität Basel aus dem Gesundheits­de­partement (damals Sanitätsdepartement) herausgelöst und ins heutig­e Justiz- und Sicherheitsdepartement integriert, wo die ­Sanität Basel heute der Rettung Basel-Stadt unterstellt ist.

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