Am 17. August 1818 fiel der Entscheid zur Gründung einer Militärschule in Thun, am 17. August 2019 wurde das 200-Jahr-Jubiläum des ältesten eidgenössischen Waffenplatzes gebührend gefeiert. Mehr als 40'000 Besucherinnen und Besucher waren begeistert – nur die Medien waren vom Anlass unbeeindruckt.
Geschätzte 40'000 Besucherinnen und Besucher nutzten am 17. August die Gelegenheit, den Waffenplatz Thun auf vielfältige Weise kennenzulernen. Unter dem Motto «Gestern – Heute – Dynamisch» wurde ihnen die Nutzung des ältesten Schweizer Waffenplatzes quer durch die Geschichte präsentiert – von der Gründung der Militärschule anno 1819 bis zur heutigen modernen Armee.
Auf dem Kasernenareal, im Bereich des Polygon sowie auf der Allmend wurde ebenso Interessantes wie Sehenswertes geboten. Ein Zeltlager mit Feldküche sowie ein Exerzierplatz für Artillerie und Infanterie, betrieben von der Cp 1861 des UOV Uster und der Maritzbatterie des UOV Langenthal, versetzten die Gäste des Jubiläumsevents zurück in die Zeit der Eidgenössischen Truppenlager zu Zeiten General Dufours. Im Feldlager wurde vorgeführt, wie einst Gewehrkugeln gegossen wurden, wie die Verpflegung über dem offenen Feuer zubereitet wurde und wie Uniformenschneider damals Reparaturen an Uniformen ausführten. An einem kleinen Schiessstand konnten Interessierte zudem mit Vorderlader-Gewehren des Typs «Ordonnanz 1842» den Ladevorgang und die Schussabgabe nach altem Reglement praktisch durchexerzieren – wobei Hunderte Papierkugeln verschossen wurden. Überdies präsentierten die Kanoniere der Maritzbatterie zwei historische Geschütze im Einsatz.
Geschichte wurde wieder lebendig
Unweit der Feldküche waren im Vorfeld Biwaks errichtet worden, in welchen die Berner Dragoner von 1779, die Kavallerieschwadron 1972 und die neu aufgestellte Batterie 33 stationiert waren. Sie zeigten dem Publikum spannende Vorführungen auf dem Exerzierplatz, wobei die Pferde selbst dann beeindruckend ruhig reagierten, als im Anschluss an die Patrouille Suisse die Hunter «Papyrus» zu einer für die Veranstalter überraschenden Flugshow ansetzte und mit lautem Donnerhall über die Allmend und den anlässlich der Air Thun 2019 wiederbelebten Thuner Flugplatz zischte.
Im Bereich des Polygon dann zeigte die Armee Vorführungen der aktuellen Panzertruppen, wobei neben Schützenpanzern auch Leopard-Panzer und sogar ein Minenräumpanzer zum Einsatz kamen. Und auf dem ehemaligen Flugfeld konnten zahlreiche historische Flugzeuge bewundert werden, darunter eine der ersten Maschinen der Swissair sowie einige seltene einstige Armeemaschinen.
Blicke hinter die Kulissen
Im Bereich der Kaserne gewährte die Armee überdies interessante und einzigartige Einblicke ins aktuelle Geschehen auf dem Waffenplatz, unter anderem im Kompetenzzentrum Kampfmittelräumung, bei der Feldpost und in der Höheren Kaderausbildung der Armee. In einer Halle waren zudem absolute Raritäten der Luftfahrt ausgestellt, etwa die im Besitz von Hans Furrer aus Oberwil BE befindliche Blériot XI von1910, eine Replik der 1912 erbauten Grandjean 3, eine Nieuport 23 C-1 und ein «Schnittmodell» der Häfeli DH3.
Hans Jörg Diener, Kommandant des Thuner Waffenplatzes, zog nach den zweitägigen Feierlichkeiten, in welche am Freitag auch die Besuchstage der beteiligten Rekrutenschulen integriert waren, bei denen ein neuer Gedenkstein vor der Dufour-Kaserne enthüllt und eingeweiht wurde, eine positive Bilanz. «Wir zählten an beiden Tagen geschätzte 40'000 Gäste, das Interesse war begeisternd und es gab keinerlei besondere Vorkommnisse», freute er sich.
Air Thun mit mehr als 100 Flugzeugen
Vergleichbar positiv ist die Bilanz der zweiten Air Thun. Auch diese bot – dieses Jahr bei herrlichem Wetter – ein vielseitiges Programm. Neben dem Solo-Display der F/A-18 am Freitag konnten am Samstag die Patrouille Suisse, die P3-Flyers mit ihren Pilatus-Oldtimern, die «Classic Formation», bestehend aus einer DC3 im Swissair-Look und drei Beech 18, sowie die Hunter «Papyrus» in Aktion erlebt werden. Auf dem Flugfeld standen überdies mehr als 100 Flugzeuge aus dem In- und Ausland, darunter gut 40 Bücker-Modelle, zum Bewundern bereit.
Fazit: Gelungenes Jubiläum, uninspirierte Medien
Das 200-Jahre-Jubiläum war eine rundum gelungene Präsentation aus Geschichte, Moderne und Aktivität der Schweizer Armee, welche nicht nur für Fans, sondern für alle Menschen mit Interesse an unserer Landesgeschichte mehr als sehenswert war. Umso enttäuschend stach die mehr als mangelhafte Präsenz der grossen Medienhäuser ins Auge. In den Tagen nach dem Anlass wurde nur im engeren Umfeld Thuns sowie Berns über einen Anlass berichtet, zu dessen Gelingen unzählige Einzelne, Vereine, Institutionen und Organisationen namhafte Beiträge geleistet haben und den es in dieser Form frühestens in fünf Jahrzehnten wieder einmal geben wird. Dann, wenn der Thuner Waffenplatz 250 Jahre alt sein wird. Vielleicht ist ein solcher Anlass den landesweit aktiven Medienhäusern dann einen Bericht wert? Es wäre mehr als nur wünschenswert.